Zwiespältige Gefühle begleiten mich beim Lesen dieses Thrillers. Dieses Werk
von Mankell steht - im Gegensatz zu dem Buch "
Mörder ohne Gesicht" - weniger
in der Tradition der Schweden Sjöwall/Wahlöö, sondern er erinnert mich eher
an Thriller des Briten
Forsyth. Thriller sind im Gegensatz
zu Detektivgeschichten dadurch charakterisiert, dass stärker auf die Action,
die Handlung Wert gelegt wird und weniger auf die Charaktere. Differenzierte
Charaktere kommen in diesem Buch - mit Ausnahme des Kommissars nicht vor; alle
Figuren sind qua definitionem eindeutig zuordbar. Gut geschildert die
Geisterwelt der afrikanischen Riten, auch die Machenschaften der
südafrikanischen Bruderschaft, einer rechtsradikalen Geheimorganisation.
Allerdings - und dies mindert die Qualität des Krimis meiner Meinung nach
bedeutend - baut Mankell zu viele Unwahrscheinlichkeiten in seine - für mich zu
lang geratene - Handlung ein. So ist es völlig unwahrscheinlich, daß der -
brutal gezeichnete - Killer Konovalenko die zufällig daherkommende
Immobilienmaklerin erschießt - er müßte doch beim KGB gelernt haben, daß er
damit nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zieht. Auch Wallanders -
durchaus strafrechtliches - Dienstvergehen, den Killer auf eigene Faust zu
jagen, wird als harmlose Marotte eines zeitweilig übergeschnappten Kommissars
abgetan. Damit die Handlung auch bis zum Schluß spannend bleibt, geht am Ende
eine Seite eines wichtigen Telex Wallanders nach Südafrika, welches die
Identität des auf Mandela angesetzten Killers beschreiben soll - verloren; viel
zu viel Unwahrscheinlichkeiten werden hier aufgebaut: angesichts der Wichtigkeit
der Mitteilung und der Eile wäre ein Anruf notwendig gewesen oder zumindest -
bei fehlender Unterschrift - eine Rückfrage. Dies passte natürlich Mankell
nicht in seinen Plot. Ähnlich wie bei Forsyths "Schakal" muß das
Attentat ja am Ende - beinahe - gelingen. Schade; durchaus hervorragende
Passagen wechseln mit solchen Unwahrscheinlichkeiten ab. Außerdem ist mir der
Krimi - wie Mankell überhaupt - zu brutal; die Tötungsszenen werden zu
Hinrichtungen und bis in die Einzelheiten fast sadistisch nachgezeichnet. Ich
frage mich: muß dies heute sein, um Lesepublikum zu bekommen?
Fazit
Ein durchaus spannender, allerdings insbesondere vom Plot her kein
hervorragender Thriller des schwedischen Erfolgsautors.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 08. November 2003 2003-11-08 18:24:26