Jugend- und Bildungsforschung
Nicht erst seit gestern ist die Frage nach dem Bildungsstand von Jugendlichen am
Ende ihrer Schulzeit vor allem aus Sicht der dann erfolgenden Ausbildung
jedweder Art in der Diskussion. Wie und mit welchen Mitteln gelingt der Prozess
der sozialen und beruflichen Integration in dieser Phase des Übergangs von der
Schule hinein in die Ausbildung?
Diese Frage ist einerseits eine zentrale Frage der Jugend- und Bildungsforschung
und andererseits die Leitfrage des vorliegenden Buches.
Eine durchaus wichtige und gegenwärtig vordringliche Frage, denn ganz
offenkundig verändert sich die Lebenswelt und Lebensweise der Jugendlichen in
den letzten Jahren rasant, so dass es dringlich zu überprüfen gilt, ob die
bestehenden Angebote und Rahmungen der anschließenden Ausbildungsmöglichkeiten
den aktuellen Entwicklungsständen der Auszubildenden noch entsprechen.
Weiterhin wäre zu fragen, ob, wenn nicht, sich die Ausbildungsformen zu
verändern haben oder ob im Vorfeld ein stärkerer Einfluss auf die Entwicklung
der schulischen und allgemeinen Rahmenbedingungen der Adoleszenz zu folgen
hat.
Zu dieser breiten und wichtigen Thematik bietet das Buch gesammelte Vorträge
und Texte, vornehmlich aus einer Tagung zum Thema "Neue Jugend, neue
Ausbildung" vom Oktober 2009 in Bonn. Hierbei sind die einzelnen Beiträge
der Autoren in drei Themenkomplexen angeordnet. Im ersten Themenbereich liegt
die Frage nach der Kompetenz von Jugendlichen zu Grunde, die neuen
Herausforderungen der Ausbildungs- und Arbeitswelt zu bewältigen. Der zweite
Themenkomplex setzt sich in der Konkretion mit dem "Wie" auseinander.
Wie gelingt Jugendlichen der Einstieg in die Berufswelt auf der Basis der
erkannten Elemente des ersten Themenbereiches. Abschließend wendet sich der
dritte Teil des Buches thematisch der Qualität der aktuellen Ausbildungspraxis
zu. Dies geschieht einerseits aus Sicht der Ausbildungsbetriebe, andererseits
aber auch aus Sicht der Auszubildenden. Interessanterweise sind Divergenzen in
der Bewertung nicht nur zwischen diesen beiden Polen festzustellen, sondern auch
zwischen verschiedenen Ausbildungsbetrieben. Eine wichtige Erkenntnis, die
Margit Ebbinghaus in ihrem Beitrag profund vermittelt, zeigt daher auf, dass
eine breite und allseits verbindliche Rahmung oft nicht vorhanden ist, sondern
Betriebe nach ihren Prioritäten die jeweilige Ausbildung ausrichten und deren
Qualität bewerten.
Ebenso wichtig, wenn auch aus ganz anderer Richtung kommend, ist die
Untersuchung von Weil und Lauterbach, wieweit weiterführende Ausbildungen
(doppelte Ausbildung u.a.) sich tatsächlich rentieren. Anhand der Ergebnisse
dieses Beitrages wird deutlich, wie sehr sich Bildung und Ausbildung,
Fortbildung und Zweitausbildungen auch fiskalisch für Arbeitnehmer und
Ausuzbildende lohnen.
Dass in der gegenwärtigen Situation eines drohenden Mangels an gut
ausgebildeten Arbeitskräften Chancen und Möglichkeiten offen stehen, das zur
Nutzung dieser aber auch die Entwicklung einer eigenen Handlungs- und
Zielorientierung der Jugendlichen dringlich notwendig ist, diese Ausführungen
von Gille und Sardei-Biedermann verzahnen die vielfachen Erkenntnisse der
Beiträge ein stückweit miteinander und mit der feststellbaren aktuellen
Ausbildungsrealität.
Fazit
Fachlich fundiert und in sich schlüssig bilden die Beiträge durch die Reihe
wenig ein differenziertes Bild der gegenwärtigen Situation in der Phase des
Übergangs von Schule zur beruflichen Tätigkeit. Inhalte, Ergebnisse und
Schlüsse, die sowohl für den konkreten Schulabgänger richtungsweisend sind,
wie auch der Seite der Ausbildung einiges an neuen Informationen vermitteln
können. Ebenso ist das Buch durchaus von Interesse für Lehrer und
bildungspolitische Entscheidungsträger. Für den allgemeinen Gebrauch ist das
Buch dann doch zu speziell und wissenschaftlich konzipiert, für das gestellte
Thema aber setzt es Maßstäbe.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 22. Februar 2011 2011-02-22 12:28:43