Der Lebenstraum der ostfriesischen Kuh Lolle zerplatzt von einer Sekunde auf die
andere, als sie ihren geliebten Stier Champion in flagranti mit der Kuh Susi
erwischt. Als wäre das nicht genug, beschließt der Bauer auch noch, den Hof zu
verkaufen und alle Kühe schlachten zu lassen. Rettung naht in Person des
italienischen Katers Giacomo, der Lolle von einem Land erzählt, in dem Kühe
geheiligt werden: Indien. Zusammen mit ihren Freundinnen Hilde und Radieschen
flieht Lolle von ihrem Bauernhof und hat neben Kater Giacomo auch noch Susi im
Schlepptau. Zusammen begibt sich die Herde auf das Abenteuer ihres Lebens.
Der in Bremen lebende Autor David Safier legt mit "Muh" seinen
fünften Roman vor. Wer von ihm schon Bücher gelesen hat, weiß, ob man sich
auf seinen Humor einlassen möchte. Und gerade zu Beginn bleibt David Safier
seinen Lesern nichts schuldig. Die Geschichte sprüht vor Witz, lustigen
Dialogen und intelligenten Seitenhieben auf das Zusammenleben der Menschen. Egal
ob das Auftauchen des bösen Hundes Old Dog oder die Auftritte von Kater
Giacomo, der für mich der eigentliche Star dieser Geschichte ist, der Einstieg
in "Muh" ist eine wahre Freude. Leider kann David Safier dieses Niveau
nicht ganz halten. Sicher, der Roman bleibt amüsant und liest sich gut.
Trotzdem schleichen sich im Mittelteil ein paar Längen ein, zumal aus den
anfänglichen Lachern im weiteren Verlauf nur noch Schmunzler werden. Auch das
Ende ist gelungen, aber recht vorhersehbar. Hier hat David Safier mit früheren
Werken bewiesen, dass er es besser kann.
Sehr gut ist ihm dagegen die Kuhwelt gelungen. Die Anspielungen auf die
Menschenwelt und die Umdichtung bekannter Songs ins "Kuhische" sorgen
dafür, dass der Roman deutlich besser als der Durchschnitt ist. Aber auch hier
kann man nur lachen, wenn man sich auf den recht speziellen Humor von David
Safier einlassen kann und will.
Seine Protagonisten sind interessant. Da ist natürlich Lolle, die als
Anführerin erkennen muss, dass viel mehr dazu gehört, eine Herde anzuführen,
als nur die Richtung vorzugeben. Ihre Freundinnen Hilde und Radieschen sind
stellenweise etwas blass. Hier ist es vor allem Lolles Kontrahentin Susi, die
mit spitzer Kuhzunge für Lacher sorgt. Eigentlicher Star des Roman ist, wie
schon angedeutet, Kater Giacomo. Sein permanenter italienischer Akzent und sein
Handeln allein rechtfertigen die Lektüre des Romans.
Fazit
Mit "Muh" ist David Safier ein amüsanter, kurzweiliger Roman
gelungen, den man empfehlen kann. Es gibt sicher noch bessere Werke von ihm,
allerdings hat mir auch "Muh" amüsante und vergnügliche Lesestunden
bereitet.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 10. Dezember 2012 2012-12-10 17:27:12