Die Katzenliebhaberin Judith Kerr, die 1974 den Deutschen Jugendliteraturpreis
für "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" bekam, schrieb und
illustrierte bereits 1965 nach einem Zoobesuch mit ihrer Tochter das Bilderbuch
"Ein Tiger kommt zum Tee". Sophie und ihre Mutter bitten überraschend
gastfreundlich einen Fremden zum Tee herein - immerhin ist er ein großer,
gefährlicher Tiger. Ihr Gast frisst und säuft unmäßig, doch lässt er Sophie
mit sich kuscheln, als wäre er aus Plüsch. Nicht einmal der Vater ist abends
böse, obwohl die Mutter ihm nun weder Essen noch Trinken mehr auftischen kann.
Auch großen Katzen muss man ihre Unarten scheinbar immer verzeihen. Kerrs
Illustrationen merkt man den "Klassiker" deutlich an, denn sie wirken
inzwischen doch recht altbacken. Sie sind wie Zeitzeugen, betrachtet man die
Kleidung der dargestellten Personen, die Wohnungseinrichtung, die Straßenszene.
Fazit
Zwischen 1979 und 1990 erschienen zehn Auflagen dieses Bilderbuchs, alle
übersetzt von Gerlinde Wiencirz. Hier liegt nun eine Neuübersetzung von
Gundula Müller-Wallraf vor, die trotz aller Betulichkeit des Originals durchaus
amüsant ist.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
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veröffentlicht am 07. Dezember 2012 2012-12-07 12:14:49