Seit einem gewaltigen (Vulkan?)Ausbruch auf der Erde lebt ein Teil der Menschen
unter riesigen Kuppeln, den "Sphären". Während die Außenwelt seit
den Jahren der Langen Nacht unter den Folgen der Naturkatastrophe leidet (vor
allem Dunkelheit, eisige Kälte und ganzjährig liegendem Schnee), herrscht in
den Sphären Wärme und Wohlstand. Eleria ist 18 und steht kurz vor ihrem
Abschluss an einer Elite-Akademie, an der die zukünftigen
Führungspersönlichkeiten des Sphärenbundes geschult werden. Ihr ist es
gelungen sich auf Rang 7 vorzuarbeiten, ihr Freund, der charismatische Aureljo
belegt gar Platz 1. Eines Tages belauscht Eleria zufällig ein Gespräch in dem
von einer Verschwörung gegen den Bund die Rede ist, deren Anführer getötet
werden sollen: sie selbst, Aureljo und vier weitere Studenten. Bald darauf
verüben Soldaten des Bundes wirklich einen Mordanschlag auf die Jugendlichen,
denen jedoch die Flucht in die Außenwelt gelingt. Dort müssen sie nun aber
nicht nur mit den Gefahren der ihnen unbekannten Natur kämpfen, sondern weiter
vor den Verfolgern des Sphärenbundes flüchten. Bald schon werden sie von einem
Clan der Außenbewohner gefangen genommen. Deren junger Anführer Sandor sowie
der Bewahrer Quirin beeindrucken Eleria besonders.
Elerias Ausbildungsschwerpunkte waren es, Menschen über ihre Körpersprache zu
lesen und Sprachen und Kommunikation, mit dem Ziel Andere zu überzeugen bzw.
umzustimmen, notfalls durch Täuschung. Das in Ich-Form und im Präsenz aus
Elerias Sicht geschriebene Buch spiegelt dies durchgängig wieder. Es passiert
relativ wenig, dafür wird seitenlang kommuniziert, nachgedacht, werden
Situationen abgewogen. Was aber keinesfalls bedeutet, dass dies langweilig
wäre, aber wer kaum Dialoge, dafür viel Action sucht, ist mit diesem Buch
schlecht bedient. Stattdessen entwickelt sich hier ein spannendes "Wer
steckt hinter all dem? Warum das alles?"
Wie in der Panem-Trilogie (Oetinger) muss sich eine junge Frau zusammen mit
einer bunt gemischten Gruppe junger Mitstreiter in einer gefährlichen, fremden
Umgebung behaupten. Wie in der Méto-Trilogie (dtv) handelt es sich um eine
Entwicklungsgeschichte, in der die Jugendlichen das Internat, in dem sie elitär
ausgebildet und auch ideologisch indoktriniert wurden, verlassen müssen, um
ihren eigenen Platz in der Welt zu finden. Wie in den Panem- und Bis(s)-Büchern
(Carlsen) schwanken die Gefühle der Titelheldin zwischen zwei männlichen
Protagonisten. Zudem werden genau wie in all diesen Büchern viele moralische
Fragen thematisiert und diskutiert. (In "Die Verratenen" wimmelt es
nur so von selbstlosen Helden.) Und last but not least: abgesehen von ein paar
braven Küssen "auf die Wange" an nur einer Stelle des Buches wird
höchstens sich wärmend oder tröstend zusammengekuschelt. In dieser Zukunft
hat Liebe unter 18-Jährigen noch weniger mit Sex zu tun als bei Bella und
Edward. Die Verratenen rund um Eleria haben andere Sorgen. Auch blutrünstige
Gewaltszenen wie in Panems Hungerspielen finden sich in "Die
Verratenen" ebenfalls nicht, weswegen dies Buch durchaus für dicke Bücher
verschlingende Leseratten ab 12 geeignet sein könnte.
(Auch als Hörbuch - gesprochen von Julia Nachtmann - erhältlich: ISBN
978-3833729973)
Fazit
Selbst wenn Themen und Charaktere stark anderen Büchern (wie auch Poznanskis
"Saeculum") ähneln, liest sich "Die Verratenen" doch flott
und unterhaltsam. Ärgerlich ist nur der offene Schluss. Nach 461 Seiten nun
voraussichtlich ein halbes Jahr auf den nächsten Band warten zu müssen, wird
für so manche/n Leser/in hart sein.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
[Profil]
veröffentlicht am 07. Dezember 2012 2012-12-07 12:14:13