Henning Mankells "Mittsommermord" ist für mich ein guter
psychologischer Krimi, der die Spannung des Thrillers mit den
gesellschaftskritischen schwedischen Krimis des Autorenpaars Sjöwahl/Wahlhöö
kombiniert. Dieses ist mit Sicherheit Mankells düsterster Krimi, mich
persönlich sehr an düstere Szenen
Fjodor Dostojewskis erinnernd.
Psychologisch meisterhaft und hervorragend. Aber: mir fehlen überzeugende
Lösungen, die am Ende - mehr lustlos im Epilog - angedeutet werden. Zu viele
Fragen bleiben für mich offen: Wie kam Svedberg auf die Spur des Mörders der
drei Jugendlichen? Woher wusste er, dass sie tot waren? Wie kam der Mörder auf
die Insel, wo er dann erneut mordete etc. Der gesamte Krimi baut ja auf einer
einzigen Schlussfolgerung auf: Woher konnte der Mörder von seinen Opfern derart
präzise Informationen erhalten? Die Lösung ist eindeutig, kommt jedoch relativ
spät und dann - doch zu plötzlich. Sie fällt Wallander auf der Beerdigung
seines Kollegen ein - ausgelöst durch eine zufällige Äußerung des
Reichspolizeichefs. Die Aufteilung der 600 Seiten stimmt nicht - dann hätte der
Autor, wenn er schon seine Spannung aus der z.T. quälenden Langatmigkeit der
Ermittlungen zieht, meiner Meinung nach noch 50 Seiten dranhängen sollen und
alle Fäden überzeugend aufklären müssen.
Fazit
Vom psychologischen Spannungselement her und der Entwicklung der menschlichen
Charaktere ist dies sicherlich Mankells bester Krimi, von der Logik der
Aufklärung her hat mir "
Mörder ohne Gesicht" besser
gefallen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 02. November 2003 2003-11-02 14:12:07