Ria lebt behütet in einer Sphärenwelt und gehört zur Elite des Landes. Sie
ist Teil eines Systems, das sie schützt, versorgt und das ihr eine glänzende
Zukunft verspricht. Doch dann wendet sich das Blatt: Ria belauscht ein Gespräch
zwischen verschiedenen Persönlichkeiten der Sphäre. Es soll in ihren Reihen
sechs Verräter geben, die ohne weiteren Prozess hingerichtet werden sollen. Ria
ist schockiert, als sie erfährt, dass sie eine der Verräterinnen sein soll.
Sie flieht in eine Welt, die ihr fremd ist und muss den Kampf gegen das System
antreten, dem sie bisher treu ergeben war. Dabei muss sie erkennen, das nicht
alles so ist, wie man es ihr beigebracht hat und das sie genau überlegen muss,
wem sie noch vertrauen kann.
Mit "Die Verratenen" legt die in Wien geborene Autorin Ursula
Poznanski den Auftakt einer dystopischen Thrillertrilogie vor. Sehr gut gelingt
es ihr, die für dieses Genre typische Welt zu erschaffen und mit Leben zu
füllen. Es sind Kleinigkeiten wie Namen oder Gestik und Mimik der Prims (den
Bewohnern außerhalb der Sphären), die diese Welt vor den Augen des Lesers
lebendig werden lassen.
Mit Ria hat die Autorin eine glaubhafte Hauptfigur erschaffen, die dem Leser von
der ersten Seite an einen Identifikationsfaktor bietet. Es ist eine Figur mit
Stärken und Schwächen, die langsam erkennen und begreifen muss, das die ihr
vertraute Welt nicht so ist, wie sie scheint. Verstärkt wird dies durch die
gewählte Ich-Perspektive, die bei diesen Romanen fast unumgänglich ist. Etwas
gewöhnungsbedürftig fand ich die gewählte Zeitform Präsens, die sich anfangs
ungewohnt liest, aber im Verlauf der Geschichte ihren Reiz entwickelt. Sehr
erfrischend ist auch die Tatsache, dass Ursula Poznanski den Anteil der
Liebesgeschichte zumindest in diesem Auftaktband auf ein Minimum reduziert hat.
Dieser Punkt wird im nächsten Band sicher etwas verstärkt werden.
Warum es nicht ganz zur Höchstwertung gereicht hat liegt darin begründet, dass
der Roman kein echter Pageturner ist. Ursula Poznanski erschafft eine
vielschichtige Welt mit vielen interessanten Charakteren. Jedoch konnte ich den
Roman jederzeit mühelos zur Seite legen. Der Spannungsbogen ist nicht so stark
verknüpft, als das man gezwungen wird, weiterzulesen. Dies liegt jedoch nicht
an mangelnder Action, sondern einfach in der Tatsache begründet, dass es Ursula
Poznanski mit dem Roman nicht schafft, einen Strudel zu erzeugen, der den Leser
unmittelbar gefangen nimmt.
Fazit
Mit "Die Verratenen" stellt sich eine weitere dystopische Trilogie den
Lesern. Ursula Poznanski hat mit ihren Thrillern "Erebos" und
"Saeculum" die Erwartungshaltung ihrer Leser sehr hoch gelegt. Diese
Erwartungen kann sie erfüllen. Auch wenn die Thrillerelemente oft überwiegen,
hat Ursula Poznanski eine Welt erschaffen, die in sich schlüssig ist und Lust
auf die beiden Folgebände macht.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 25. November 2012 2012-11-25 13:53:54