Als die Familie seines besten Freundes verreist, versteckt sich der 17jährige
Derek im Keller des Hauses, um sich heimlich mit seiner Freundin treffen zu
können. Während er wartet, kommt die Familie überraschend zurück. Noch
während Derek grübelt, wie er seine Anwesenheit erklären kann, klingelt es an
der Tür. Der Vater öffnet und wird sofort niedergeschossen. Anschließend
ermordet der Killer die ganze Familie. Völlig verstört kehrt Derek nach Hause
zurück. Aus Angst vor seinen Eltern und der Polizei verrät er nicht, dass er
der einzige Zeuge war. Doch als Derek verhaftet wird, muss sich sein Vater daran
machen, die Wahrheit herauszufinden. Eine Wahrheit, in der seine Frau eine
entscheidende Rolle spielt.
Nach seinem packenden Debüt "Ohne ein Wort" ist "Dem Tode
nah" der zweite Psychothriller aus der Feder des Kanadiers Linwood Barclay.
Und wie sein Erstling so fängt auch dieser Thriller sehr spannend an. Der Leser
erlebt mit, das Derek unschuldig ist. So bezieht der Roman seine Spannung aus
der Frage, wer der Mörder der Familie Langley ist. Als Derek verhaftet wird,
muss sich sein Vater Jim, die Hauptfigur des Romans, auf die Suche machen.
Diese Suche hat Linwood Barclay zwar durchaus spannend in Szene gesetzt, an die
packenden Momente seines Erstlings reicht der Roman aber nicht heran. Gerade in
der Mitte hat "Dem Tode nah" zu viel Leerlauf. Hier wünscht man sich,
dass Linwood Barclay nicht nur mit der Kunst der Andeutung arbeiten würde,
sondern echte Fakten schaffen würde, die die Handlung ein Stück voranbringen.
Gänzlich in die Hose gegangen ist die Auflösung der Geschichte, die bei
näherer und intensiverer Betrachtung einige Löcher aufweist und einer
gezielten Fragestellung nicht unbedingt standhalten kann. So bleibt die
wichtigste Frage, warum der Mörder bei den Langleys sofort das Feuer eröffnet
hat, gänzlich unbeantwortet. Wer den Roman gelesen hat, wird diesen Einwand
sicher nachvollziehen können.
Fazit
Unterm Strich ist "Dem Tode nah" ein flott zu lesender Thriller, der
sich als Urlaubslektüre eignet. Insgesamt ist er nicht ganz so gut, wie sein
Vorgänger. Vor allem die Auflösung der Geschichte kann nicht überzeugen.
Linwood Barclay hat schon bewiesen, dass er es besser kann.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 03. Januar 2010 2010-01-03 15:52:40