Man schreibt das Frühjahr 2011. Auf Kauai, am Applerock, verfolgen Maja und
Keanu den Bau ihres neuen Hauses. Maja, die auch einen Teil hawaiianisches Blut
in sich trägt und Keanu auf einem Seminar in Nizza kennenlernte, hatte sich von
ihrem damaligen Verlobten Stefan getrennt und war dem Geliebten in seine Heimat
Hawaii gefolgt. Sie hatte München vor drei Monaten verlassen, damit das Kind,
das sie von ihm erwartet, dort zur Welt kommen konnte, wo ihre gemeinsame
Zukunft lag, dort wo man dem Paradies am nächsten zu sein schien. Ebenso
erlebte Eliza, die Tochter eines erfolgreichen Reeders aus Hamburg, die nach
dessen Tod 1893 mit ihrer Mutter nach Kauai übergesetzt war, die Erfüllung
ihres Schicksals in der Liebe zu Kelii, dem stolzen Hawaiianer aus dem Klan der
Haifische, der sie lehrte, sein Volk zu verstehen und dessen Kind sie als
Zeugnis ihrer Liebe zu ihm in sich trug.
Die Schicksale beider Frauen - durch viele Jahrzehnte getrennt - sind doch in
ihren Abläufen verwoben. Über die "Tausend-Nebel-Pflanze" können
beide Seelen Kontakt zueinander aufnehmen. Es sind nur Ahnungen und Gedanken,
die sie oft miteinander teilen, ein Gespür für die Parallelität ihres
Schicksals. Die "Kahunas", die Schamanen Hawaiis, sagen, dass es
möglich ist, sich über Zeitebenen hinweg in den gleichen Menschen
hineinzuträumen - eine hohe Kunst, die wenigen vergönnt ist. In zwei
Handlungssträngen packen uns die Wege, die das Schicksal für Maja und Elisa
vorgezeichnet hat. Ihr Hawaii ist nicht mehr das unangetastete Paradies der
lächelnden Einwohner, die ihre Götter fürchten und lieben, ihre Gesetze
befolgen und mit der Natur in wunderbarem, allgewaltigem Einklang leben.
Gefahren drohen diesem Refugium in Form von Mai Pake, der Lepra-Erkrankung, die
Einwanderer mitbrachten, und der Reichtum der Inseln in Form von Früchten und
Zuckerrohr ist der Nährboden für Profitgier und Brutalität, Machthunger und
Korruption, deren tödlicher Armee die sanfte Schönheit der paradiesischen
Inseln zum Opfer zu fallen droht.
Noemi Jordan hat ein wunderbares Buch geschrieben, spannend und interessant,
romantisch und voller Gefühl. Man spürt ihre Liebe zu Hawaii, sie zeigt uns
dieses Paradies mit all seiner Sonnenwärme, der Bläue seines Wassers und den
duftenden Wolken seiner Blütenfülle - es ist "Lewa Lani", was auf
Hawaiianisch "Himmelreich" bedeutet - die Autorin schreibt jedoch
über alle Facetten, auch die dem Himmel abgekehrten Seiten. Das Schicksal der
beiden Frauen ist so intensiv geschildert, dass es den Leser gefangen nimmt, und
die flüssige, wortreiche Sprache bringt absolutes Lesevergnügen.
Fazit
Noemi Jordan läßt mit großer Erzählkunst und tiefer Liebe zu Hawaii einen
bewegenden Roman vor den Augen des Lesers entstehen, den er nur ungern wieder
aus der Hand legt und dessen Magie noch lange in ihm nachschwingt. Ich möchte
sagen, dass man hier uneingeschränkt mit allen Sinnen genießen kann.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 15. November 2012 2012-11-15 12:12:00