Als Kollegen kann man Claudius Zorn nur hassen. Zorn, der im Hoheitsgebiet des
Mitteldeutschen Tageblatts als Hauptkommissar bei der Kripo arbeitet, hasst
dagegen seine Arbeit und eine lange Liste weiterer Dinge. Nur mit Schröder,
seinem einzigen direkten Kollegen, kommt Zorn klar. Eine andere Wahl bleibt ihm
nicht; denn Schröder ist stets hilfsbereit und pfiffig genug, um die gesamte
Kriminaltechnik zu ersetzen. Seinen Chef erträgt er so gleichmütig wie die
lästigen Aufgaben, die der ihm aufhalst. Mitten im heißen August stirbt ein
Jugendlicher beim Mountainbiken im Wald durch einen heimtückisch gespannten
Draht. Nach einer schweren Verletzung, die Schröder im vorigen Band der
Krimireihe erlitt, wird Zorns bester Mann gerade rechtzeitig für den neuen Fall
aus dem Krankenhaus entlassen. Als aus der Clique des getöteten Mountainbikers
ein weiterer Jugendlicher unter spektakulären Umständen stirbt, nimmt Zorn das
als persönliche Beleidigung. Zwei miteinander verknüpfte Todesfälle würden
Zorn allein ohne Hilfe des emsigen Schröders völlig überfordern. Die Ursache
beider Todesfälle muss in der ungewöhnlichen Clique Jugendlicher zu finden
sein, zu der auch ein Mädchen gehört. Als während der Ermittlungen der
Verdacht wächst, die Verbindung der Jugendlichen aus völlig unterschiedlichen
Milieus könnte sexueller Missbrauch in ihrer Kindheit gewesen sein, verweigert
Schröder zum ersten Mal in seiner Dienstzeit eine Anweisung des Chefs.
Im Laufe seines zweiten Falls pflegt Claudius Zorn weiter sein Image des
alternden faulen Sacks, der sozial bereits mit einem einzigen Mitarbeiter
überfordert ist. Als Leser füchtet man, dass der Hauptkommissar bei der
Verfolgung von Straftätern über seine eigenen Füße fallen könnte. Zorns
Launenhaftigkeit in persönlichen Krisen und sein grenzwertiges Benehmen im
Umgang mit Zeugen wirft sogar die Frage auf, ob diesem Mann zu seiner eigenen
Sicherheit das Tragen einer Dienstwaffe besser untersagt werden sollte.
Fazit
Auch der Charme des zweiten Zorn-Thrillers entfaltet sich aus dem Gegeneinander
von Chef, Mitarbeiter und einer ehrgeizigen Staatsanwältin, die sich nicht
damit abfinden will, dass Zorn die Kripo in der Öffentlichkeit wie eine
Ansammlung von Idioten dastehen lässt. Der unentbehrliche Schröder macht in
diesem Band eine erstaunliche Entwicklung durch, die die Neugier auf den
folgenden Fall mit Zorn und Schröder kräftig anheizt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 07. Oktober 2012 2012-10-07 15:10:28