Mehr Schein als Sein.
Eva Ritter ist Kommissarin mit Leib und Seele, oder besser gesagt, außerdem
noch mit Herz und Verstand. Dass mittlerweile ein "Ex" vor der
Kommissarin steht, das sie ihrer mysteriösen Krankheit zu verdanken hat, der
ihr schwächer werdender Körper Tribut zahlen muss, stört sie nur bisweilen.
Als in einer Gartenbox in der beschaulichen Kleingartenanlage am Rande von
Frankfurt die Leiche eines Investmentbankers gefunden wird, ist sie Hals über
Kopf in den Ermittlungen eines Mordfalles. Die Entdeckung einer zweiten -
diesmal weiblichen - Leiche auf dem Feldberg bei der Ruine vom Römerkastell
läßt die Spekulationen hohe Wellen schlagen. Könnte es sich hier um ein
Verbrechen aus Leidenschaft handeln? Ein Liebesdrama, das auf der Bühne der
besseren Kreise stattgefunden hatte?
Mit ihren Recherchen gerät Eva Ritter immer weiter in eine Welt von Korruption,
rücksichtslosem Egoismus und verlogenem Schein - eine unheilvolle Mixtur, die
mörderische Auswirkungen hatte. Sehr zum Unmut ihres ehemaligen Kollegen und
natürlich der direkt Betroffenen, stöbert sie die grauen Machenschaften der so
genannten Upper-Class auf und entblößt die maskierten gentlemen und ihre
geschickt aufgebauten Seilschaften. Dass sie selbst Berührungspunkte mit dem
Mörder hat, wäre für Eva Ritter undenkbar gewesen.
Hier ist ein Werk herausgegeben worden, das dem Leipziger Verlag "feine
hand lektüre" alle Ehre macht. Olaf Kolbrück hat im wahrsten Sinne des
Wortes eine feine Lektüre geschaffen. Der Kriminalroman hat alles, was man von
ihm erwarten kann. Er legt ein brisantes Thema zu Grunde, das stete Aktualität
garantiert, denn immer wird es so sein, dass Diskrepanzen zwischen
"Oben" und "Unten" existieren und immer wird es Menschen
geben, die aus der Riege der Wirtschaftskriminellen stammen und - so wie Olaf
Kolbrück schreibt - ihr eigenes moralisches Universum haben, ohne Skrupel und
Schuldgefühle, nur den Gesetzen der Überheblichkeit und Arroganz
unterworfen.
Aber nicht nur sein Thema überzeugt. Mit Eva Ritter, ihren Freunden und
Kontrahenten serviert uns der Schriftsteller in anschaulicher Form eine Reihe
von Protagonisten, die in kurzer Zeit Gestalt annehmen und glaubhaft agieren.
Sein flüssiger, angenehmer, wortgewandter Schreibstil läßt die Seiten nur so
verfliegen, und sein Talent, zusätzlich zur Spannung noch die richtige Dosis
Humor und phantasievolle Empfindsamkeit in den Roman mit einzuflechten, rundet
ihn ab und macht ihn komplett.
Fazit
Fazit für den Leser: Die Zeit ist immer zu schade für ein schlechtes Buch -
hier dürften es gerne noch einige Stunden Lektüre mehr sein!
Absolut empfehlenswert.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 07. Oktober 2012 2012-10-07 15:03:56