Um es gleich vorweg zu sagen: Der Klappentext ist das spannendste an dem ganzen
Buch. Und er hielt immerhin bis Seite 100 bei mir. Dann ging es nicht mehr, was
bei mir schon etwas heißen will. Doch worum geht es in dem Roman?
Der sechsjährige Luke erfindet sich im Geiste einen Freund. Die Scheidung
seiner Eltern und die Depressionen seiner Mutter sind nicht ganz unschuldig an
der Entstehung dieses Freundes Daniel. Der Leser erfährt das Wachsen einer
gespaltenen Persönlichkeit. Als Luke ist er ein braver Junge, wie ihn die
Eltern lieben. Als Daniel hingegen wird er zum Fiesling. Das soll laut
Klappentext schrecklich sein. Im Roman stachelt Daniel Luke etwa an, seinen Hund
zu töten. Aber dieses wirklich böse geschieht erst jenseits von 75 Seiten. Bis
dahin herrschten jede Menge Verwirrung und immer wieder die Fragen: Was soll
hier geschehen? Worauf soll der Roman hinauslaufen? Welches Ziel hat der
"gute" Luke? Will er seinen Insider wieder loswerden? Will er ihn
pflegen?
Der Erzähler, den der Autor gewählt hat, ist ein Wagnis, ein Experiment. Es
hat nicht funktioniert. Die Geschichte wird aus der Sicht der gespaltenen Person
Daniel erzählt. Es wirkt eigenartig, wenn Daniel von Luke erzählt, den er
dabei beobachtet, wie er etwas macht. Schließlich steckt Daniel in demselben
Körper wie Luke. Das klingt dann etwa so: "Ich stieß mit dem Fuß
unverhofft gegen das Sofa. Das tat sehr weh. Als Luke auf mich zukam, sah ich,
dass er einen geschwollenen, dunkelroten Zeh hatte." Das ist sehr
ermüdend. Außerdem passiert während alledem nicht viel, sodass auch die
Handlung keine Spannung hergibt. Auf Seite 92 beginnt der zweite Teil des
Buches, zwölf Jahre später, den ich in der Hoffnung zu lesen begann, dass es
jetzt spannend würde. Aber meine Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Schade.
Fazit
Thriller ist etwas anderes.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 23. September 2012 2012-09-23 09:24:40