Im April 1945 sind die Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Berlin deutlich
zu spüren. Die Stadt liegt in Trümmern und die Rote Armee steht vor den Toren
der Stadt. Der jüdische Junge Leo hat es geschafft, den Klauen der Nazis zu
entkommen. Auf der Suche nach Wilhelm, einem Mann, der ihm geholfen hat, trifft
er auf Friedrich und dessen Schwester Marlene. Zusammen stoßen sie auf ein
großes Geheimnis: Irgendwo in Berlin muss ein wertvoller Schatz versteckt sein.
Die beiden Jungen freunden sich an und begeben sich auf die Suche. Hinweise
erhalten sie aus Papieren von Friedrichs verstorbenem Vater, der während des
Krieges am Schmuggel von Kunstgegenständen beteiligt war. In den Trümmern der
deutschen Hauptstadt beginnt für die beiden eine Schatzsuche mit einem
unbekannten Gegner, der vor nichts zurückschreckt.
Der studierte Historiker Dr.Michael Römling legt mit
"Schattenspieler" seinen zweiten Roman für den Coppenrath-Verlag vor.
Überaus anschaulich lässt er die Zeit nach dem Krieg vor dem inneren Auge des
Lesers lebendig werden. Dabei schafft er es, geschichtliche Fakten und die
damaligen Verhältnisse sehr geschickt mit seiner fiktiven Handlung zu
verknüpfen. Gerade die detaillierte und lebendige Darstellung der
Nachkriegstage machen diesen Roman lesenswert. Zusammen mit Leo und Friedrich
klettert der Leser durch das zerbombte Berlin.
Was dem Roman ein wenig fehlt ist echte Spannung. Michael Römling legt sehr
viel Wert auf seine Figuren und das Umfeld, in dem sie sich bewegen. Die Suche
nach dem Schatz wird zwar konsequent vorangebracht, plätschert aber ein wenig
ohne echte Spannungspunkte dahin. Zumindest gibt es keine Cliffhanger, die einen
permanent zum weiterlesen animieren. Gerade jüngere Leser konnte dies ein wenig
abschrecken. Hier wäre es besser gewesen, wenn der Autor den Spannungsbogen
etwas stärker angelegt hätte.
Ein dickes Lob muss man dem Verlag für die tolle Aufmachung des Romans
aussprechen. Das Hardcover besteht aus einer alten Straßenkarte von Berlin, im
Innern runden Fotos aus der damaligen Zeit das Erscheinungsbild ab. Der
transparente Schutzumschlag sorgt weiterhin dafür, dass das Buch ein echter
Blickfang ist.
Fazit
"Schattenspieler" ist ein lesenswerter Roman, der die Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg weder glorifiziert noch dramatisiert, sondern anschaulich
darstellt. Für diesen Aspekt kann man Michael Römling nur ein großes Lob
aussprechen. Eingebettet wird dies in die Schatzsuche zweier Jungen, bei deren
Geschichte man hinsichtlich der Spannung ein paar Abstriche hinnehmen muss. Hier
wäre der Autor gut beraten gewesen, die Spannungsschraube etwas fester
anzuziehen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 12. September 2012 2012-09-12 20:26:39