Die Geschichte, die sich im Untertitel mit Jäger des ewigen Lebens ankündigt,
hat in mir eine ganz andere Erwartungshaltung geweckt, als sie letztlich
vorstellte. Ich dachte eher an eine Geschichte wie Jäger des verlorenen
Schatzes und wurde in dieser Hinsicht leider enttäuscht. Das bedeutet jedoch
nicht, dass die Geschichte dadurch an Faszination verloren hätte, es war nur
anders zu lesen, als erwartet. Im Mittelpunkt steht nicht etwa das ewige Leben
oder gar der Historiker Colin Rendall, ein Deutsch-Brite oder seine impulsive
Studentin Annika Talbach. Den Beginn macht der Mann, der sich als Fotograf
Claude Morlot ausgibt, in Wirklichkeit jedoch ein Araber ist, der schon seit
Jahrhunderten auf der Erde wandelt. Unter dem Namen Ahmad al Kimiya geboren,
lernte er bei einem Juden und erfuhr, dass er ausersehen war, den Garten Dilmun
zu beschützen. Doch als sein Ende naht, soll er einen neuen Wächter nennen,
der den Garten und die darin lebenden Wesen schützt.
Zurück zum Historiker Rendall und Studentin Talbach. Der Lehrer an der Uni hat
Urlaub und gerät in eine Demo, an der sich zufällig Talbach beteiligt. Es
kommt zu Auseinandersetzungen und beide fliehen vor der Polizei in eine kleine
Galerie. Dort kauft Rendall eine grossformatige Fotografie, die er mit nachhause
nimmt. Damit nimmt die Geschichte ihren eigentlichen Verlauf. Der Galerist wird
überfallen,er wird an einen Stuhl gefesselt, und mit Benzin begossen seine
Wohnung angezündet und er kann nur knapp entkommen. Unter den Schaulustigen des
Brandes trifft er (warum eigentlich?) auf Annika. Gemeinsam warnen sie Colin,
aber zu spät. Etwa zur gleichen Zeit befasst sich der Historiker Colin Rendall
genauer mit seinem grossen Foto. Beim Betrachten erscheint ihm das Foto
lebendig, er meint, die Wolken über den Himmel dahinziehen zu sehen. Als er mit
der Hand die Fotografie anfasst, kann er in das Bild fassen.
Im zehnten Kapitel folgt ein weiterer logischer Bruch. Hier blendet zu einem
Konzernherrn um, der diesen allein führt und sterbenskrank ist. Auf der Suche
nach dem ewigen Leben hat Herr Vandenberg Leute angeheuert, die Dinge für ihn
Suchen. Etwa ein Bronzetor und die drei Teile eines Schlüssels dazu. Wie aber
hat Herr Vandenberg davon erfahren, wenn Herr Morlot zu Rendall und Talbach
sagte, er hätte zu Niemanden gesprochen, dass er die Teile des Schlüssels
versteckte.
Fazit
Entblättert man der Erzählung die Schale des hier und jetzt, so hätte der
Kern der Geschichte, als Abenteuer-, Science Fiction-, Fantasy-, Historien- und
sonstige Geschichte spielen können. Schön, dass mir zumindest eine schnulzige
Liebesgeschichte zwischen Annika und Colin erspart blieb. Bleiben wir bei der
Geschichte selbst, so bietet der Mann, der sich Robin Gates nennt, eine
ordentliche spannende Unterhaltung. Die Hauptdarsteller Colin und Annika sind
sehr gut beschrieben und entsprechen in ihrer sozialen Ausrichtung durchaus dem
natürlichen Umfeld und sind keine Superhelden, sie rutschen in eine Lage, die
sie nicht gewollt haben, aber das Problem durchaus lösen wollen. Die
unterschiedlichen Seiten, Gut Ahmad, Colin, Annika und Böse Vandenberg, Sunda
etc. und die beiden unterschiedlichen Völker des Gartens als dritte und vierte
Partei, bieten reichlich Abwechslung.
Sicher ist die Grundidee, in ein Foto zu steigen seit Alice im Wunderland von
Clive Staples Lewis oder
Stephen R. Donaldsons Der Spiegel ihrer Träume, nicht mehr neu, bietet aber
hinreichend Motivation, eine gelungene Geschichte zu erzählen. Mir persönlich
gefiel dabei die Beschreibungen der Fotos recht gut, die plötzlich ein
Eigenleben führten. In ihnen wurde es lebendig, Wesen traten auf, die man nicht
erwartete und die ich eigentlich nicht brauchte. Doch gerade mit den beiden
verfeindeten Völkern stellte sich mir eine Auseinandersetzung dar, die auf ein,
etwas vorhersehbares Ende hinzielte. Andererseits war gerade diese Erzählung
als zweiter Handlungsstrang die gute Möglichkeit, von der Haupthandlung
abzuweichen und den Leser ein wenig mit Informationen und einer einleuchtenden
Hintergrundgeschichte zu erfreuen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 02. September 2012 2012-09-02 09:21:13