Die Besatzung des Raumschiffes Defiant durfte bereits mehrfach feststellen, dass
der Gamma-Quadrant nicht nur das Dominion als Gefahr beherbergt. Captain Vaughn
und seine Crew stossen immer weiter in einen ihnen unbekannten Raum hinter dem
Wurmloch vor. Langsam aber sicher müssen sie feststellen, dass sie auf sich
allein gestellt sind. In der Hoffnung, auf weitere Geheimnisse zu stossen,
lassen sie sich nicht darauf ein, zurückzufliegen. Die Defiant stösst auf ein
hefiges Gefecht zweier fremder Alienraumschiffe. Edelmütig eilt sie dem
unterlegenen Schiff zu Hilfe. Das nächste Geheimnis lässt nicht lange auf sich
warten. Gleichzeitig ist ein Shuttle der Defiant, mit Ezri Dax, Julian Bashir
und Nog an Bord unterwegs. Neunzigtausend Lichtjahre von Deep Space Nine
entfernt treibt ein uraltes Artefakt im All, dass weit aus grösser ist, als es
vor ihnen im Raum erscheint. Das Artefakt, das einer Kathedrale ähnelt und in
einem Dimensionsriss zu stecken scheint, wirkt leblos und funktionslos. Doch dem
ist nicht so, denn zurück auf der Defiant bemerken die Besatzungsmitglieder,
dass sich das Artefakt auf sie auswirkt. Chefingenieur Nog spürt Schmerzen in
dem zum Teil amputierten Bein, dass er während des Dominion-Kriegs verlor. Sein
Bein wächst wieder zu seiner ganzen Schönheit. Ezri bricht zusammen, weil ihr
Körper ihren Dax-Symbionten abzustoßen beginnt. Doktor Julian Bashir merkt
nach und nach, dass er sich in den geistig etwas zurückgebliebenen und
lernschwachen Jules zurückverwandelt. Die Veränderung, die der Doktor
durchmacht, sind sehr eindrucksvoll und ergreifend geschildert. Zu dem Julien,
den er jetzt darstellt, hatten ihn seine Eltern gemacht, als er von Ihnen
genetisch aufgewertet wurde. Die Besatzung macht sich sorgen um ihre Kollegen,
versuchen die Wirkung des Artefaktes umzukehren, sehen vorerst aber keine
Möglichkeit dazu. Hilflos müssen sie die Veränderungen an Julien, Nog und
Ezri mitansehen. Um ihnen zu helfen, nähern sie sich der Kathedrale, doch die
Gegner der zuvor geretteten Aliens betrachtet das Objekt als Heiligtum und
verweigert der Defiant eine Annäherung.
Auch auf Deep Space Nine und Bajor geschieht Einiges. Die Verhandlungen
zwischen Cardassia und Bajor werden weiter geführt. Man versucht nach Jahren,
wieder in Frieden und Freundschaft zueinander zu finden. Allerdings sind die
Bemühungen von Gul Macet nicht sehr erfolgreich. Die Positionen zwischen den
massgeblichen Würdenträgern aus Religion und Politik bleiben weiterhin
verhärtet. Bajors Beitritt zur Föderation steht unmittelbar zuvor.
Gleichzeitig geht die Wahl des neuen Kai in die heisse Phase. Ausgerechnet zu
diesem heiklen Zeitpunkt erscheint die Bevölkerung Bajors gespaltener denn je.
Colonel Kira Nerys wird ungewollt zur Vorzeigefrau, nach der Veröffentlichung
einer verbotenen Schrift. Ihre Ausgrenzung aus der Religion brachte einige
Bajoraner zum Nachdenken, während sie gleichzeitig offiziell aber geächtet
wird. Im Gegensatz zu den Politikern ist ein Grossteil des bajoranischen Volkes
der Meinung, eine Aussöhnung mit den Cardassianern sollte vor dem Beitritt zur
Föderation erfolgen.
Fazit
Wieder einmal mehr stehen die Personen im Mittelpunkt der Handlung. Die
betroffenen Personen, mal auf der Defiant, mal auf Deep Space Nine, müssen sich
erneut mit sich selbst auseinandersetzen. Situationen, mit denen sie sich
abgefunden haben, verändern sich und das Leben der Betroffenen. Die
Veränderungen betreffen die Handlungsträger einmal körperlich, einmal
seelisch. In jedem Fall bringen sie die Personen erst einmal aus dem
Gleichgewicht, das es wiederherzustellen gilt. Die beiden Autoren, Michael A.
Martin und Andy Mangels bemühen sich sehr, dem Leser den inneren Zwiespalt
deutlich zu machen, bleiben oft jedoch ein wenig zu oberflächlich. Andererseits
ist Star Trek eine Unterhaltungslektüre und kein Problemlöserroman.
Alles in allem ist Kathedrale ein würdiger Folgeband und ein Roman der leisen
Töne. Der dritte Band der Mission Gamma-Tetralogie ist eine klassische
Spaceopera / Abenteuergeschichte, wenn es um die Geschichte der Defiant geht,
und ein Roman um politische Ränke, wenn es um Deep Space Nine geht. Die
Erzählung meistert ein paar schwierige Themen. Andererseits sorgt sie aber auch
gleichzeitig für unterhaltsame Spannung. Die Beziehungen der Personen
untereinander, auch die zum Schmunzeln anregende Beziehung zwischen Ro Laren und
dem Ferengi Quark, sind sehr persönlich beschrieben. An sich ist der Roman das,
was man von Star Trek erwartet. Unbekannte, exotische Raumsektoren, fremde
Rassen (etwas langweilig beschrieben) und ihre Hinterlassenschaften,
Auseinandersetzungen, psychologische Auswirkungen auf die Besatzung des
Stationsschiffes von DS9, Ränkespiele und politische Kraftakte. Durch den
ständigen Wechsel zwischen den Handlungsebenen ist die Erzählung, meines
Erachtens besser als Mission Gamma 2 - Dieser graue Geist, immer
spannungsgeladen.
Das Buch ist wie alle ausgaben von Cross Cult in sehr guter Qualität. Es gibt
zwar diesmal kein Zusatzmaterial, zählt aber nicht als Minuspunkt, denn auf den
Roman, die gute Übersetzung und der Allgemeinzustand zählen.Erstklassige
Titelbilder runden die Buchreihen ab. Vor allem dann, wenn die Bilder nicht aus
Filmen stammen.
Vorgeschlagen von erik schreiber
[Profil]
veröffentlicht am 20. August 2012 2012-08-20 22:10:09