Um es einmal klar zu sagen. Der fünfzehnjährige Tom ist eine arme Sau. Man
legte ihn als Findelkind vor einem Kloster in Brandenburg ab, das Jugendamt
kümmerte sich nicht sonderlich gut um ihn und die Pflegefamilie, in der er sich
jetzt befindet, ist eindeutig kriminell. Der gewalttätige Pflegevater verlangt
von ihm, dass er möglichst viel Geld nach hause bringt, was auch nicht auf
legale Weise möglich ist. Da der alkoholabhängige Herr Pflegepapa sehr
gewalttätig ist, wird schon mal die Schule geschwänzt um das Ziel Geld
nachhause zu bringen, zu erreichen. So ist Tom mit dem zwei Jahre älteren
Pflegebruder Alex in Berlin unterwegs, die Touristen abzuzocken. Die beiden sind
so geschickt, dass sie zu den besten Dieben zählen.
Eines Tages bemerkt Tom, dass ein schwarzer Vogel ständig in seiner Nähe ist.
Er geht sogar soweit zu glauben, dass der Vogel mit ihm spricht. Noch
mysteriöser wird es, als er im Garten eine alte Münze findet und in einem
Museum das Gegenstück dazu. Nun, Tom wäre kein guter Dieb, wenn es ihm nicht
gelingt, sich die zweite Münze anzueignen. Und ist das noch nicht genug,
öffnet sich ein Tor in eine andere Welt. Tom zögert nur kurz und geht
hindurch. Schupps befindet er sich im Land der Magatai. Da besteht ein freies
Steppenvolk, das unter dem Herrscher zu leiden hat. Alle Versuche, sich seiner
Herrschaft zu entledigen schlugen fehl. Und nun kommt ein fünfzehnjähriger
Weltengänger daher, eben dieses Volk zu retten. Der Versuch gestaltet sich ein
wenig schwierig, da die Gegner magische Rüstungen tragen und sich als
Seelenfresser herausstellen. Ausserdem hat sich Alex den Magatai angeschlossen
und steht somit Tom als Gegner gegenüber. Die Lage wird verzwickt, als er das
Mädchen Matani kennenlernt. Sie ist eine Läuferin und ebenso hübsch wie wild.
Und vor allem, sie will sich den Gegnern stellen. Zur Not alleine. Soweit lässt
es Tom aber nicht kommen.
Fazit
Tom und Alex sind, vielleicht gerade wegen ihrer Herkunft und dem schlechten
Leben, die sympathischen Handlungsträger. In ihre Rolle zu schlüpfen fällt
jedem jungen Leser leicht und das Buch erweckt durchaus den Eindruck, für
Jungen geschrieben worden zu sein. Erst relativ spät kommt der
Identifikationspunkt für Mädchen, Matani, ins Spiel. Hier ändert sich aber
auch die Rolle der beiden Jungs. Waren sie eben noch die ganz normalen Typen von
nebenan, so werden sie in neue Rollen gedrängt. Sie müssen sich nicht nur mit
der neuen Umgebung, sondern auch mit Kultur und Religion auseinandersetzen und
das neue Rollenverhalten akzeptieren. Wenn man denn schon in die Rolle des
Heilsbringers, der Auserwählten, des Prophezeiten gedrückt wird, muss man ihr
auch gerecht werden. Der Fantasyroman bietet all das, was ein Roman benötigt.
Stimmige Umgebung, sympathische Personen, den bösen Oberfiesling und weiteres
mehr. Alles gut gemixt ergibt einen Abenteuerroman, der nicht nur bei jungen
Lesern Gefallen findet. Auch der erwachsene Leser findet an dem Werk Gefallen.
Christoph Hardebusch zieht alle Register und verdient wieder einmal mehr, viel
Lob.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 20. August 2012 2012-08-20 22:03:50