Die Vorfreude war groß, als bekannt wurde, dass der amerikanische Thrillerautor
Jeffery Deaver einen neuen James-Bond-Roman schreiben würde. Hat Deaver doch
vor allem mit seinen Thriller um den gelähmten Ermittler Lincoln Rhyme
bewiesen, dass er tolle Thriller schreiben kann. Jetzt liegt mit "Carte
Blance" der Roman vor und kann die Erwartungen nicht erfüllen.
Ein dringender Alarm reißt James Bond aus dem romantischen Abendessen mit einer
tollen Frau. Es wurde die Botschaft abgefangen, dass ein Terroranschlag
bevorsteht. Da britische Sicherheitsinteressen betroffen sind, erhält Bond eine
Carte Blance. Schnell führt ihn eine erste Spur zum Industriellen Severin Hydt.
Weiter geht es nach Dubai oder Südafrika, wo sich Bond als Geschäftsmann
ausgibt und in die Höhle des Löwen muss.
Das Bonddebüt von Jeffery Deaver hat mir aus mehreren Gründen nicht gefallen.
Sicher, der Roman hat alles, was man von Bond erwartet: Action, tolle
Schauplätze, technische Raffinessen und bekannte Gesichter wie M oder Miss
Moneypenny. Allerdings bleiben die Figuren blass. Jeffery Deaver gelingt es
nicht, seinen Figuren, allen voran James Bond, ein eigenes Profil zu geben.
Sicher kann und darf er die Figur nicht neu erfinden, aber Deavers Bond bleibt
konturlos. Immer wieder hatte ich beim Lesen Timothy Dalton vor Augen, der im
Verglich zu Sean Connery nicht mehr als ein Hampelmann gewesen ist.
Hinzu kommt, dass der Roman zwar über Action und tolle Schauplätze verfügt,
aber nicht wirklich spannend ist. Nach der relativ guten Eröffnungsszene
braucht der Roman gut einhundertfünfzig Seiten, bis er wieder ein wenig
Spannung aufbaut. Wobei immer wieder gesagt werden muss, dass Action nicht
gleich Spannung ist. Zum Ende hin wird der Roman etwas besser, ohne aus der
Masse der Thriller herauszuragen. Wenn nicht James Bond auf dem Cover stehen
würde, würde der Roman kaum jemanden interessieren.
Fazit
Leider scheint in James Bond der Wurm zu stecken. Nach dem unsäglichen Film
"Ein Quantrum Trost" kann auch der Roman aus der Feder von Jeffery
Deaver nicht überzeugen. Der Roman liest sich wie die Fortsetzungen der Bourne
Geschichten von Eric van Lustbader, die zwar ebenfalls relativ actionreich sind,
aber etwas Triefgang und vor allem Spannung vermissen lassen. Schade.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 31. Juli 2012 2012-07-31 20:57:44