Nach über 30 Jahren Tätigkeit bei der Deutschen Bundespost tritt Fritz Köhler
in den Ruhestand. Seitdem, 1995, "stehen Aktuelles und Satirisches im
Mittelpunkt seines lyrischen Schaffens", so sagt es der Buchumschlag von
"Vom Beten werden keine Hände schmutzig", einem seiner gelungeneren
Bücher, selbstredend erschienen im Verlag Frieling & Partner. Köhler greift
tief in die Sprach- und Formenkiste. Neben Balladen und Beschaulichem,
"Zeitgeschichtlichem", Querschnitten aus Politik, Steuer, Arbeitswelt,
Pension und Pantoffel, drängeln sich heitere Sprüche über Gott und Glaube,
Frust und Lust, Schwüle und Homosexualität (hier missrät einiges), Wurstiges
und Luftiges, Superhunde und faule Häute. Wirken die Balladen seltsam Heine
nachempfunden ("Das Mädchen vom Kanal"), wird Köhler mit seiner
plötzliche Bedichtung der Green Card brutal modern, um dann, artistisch sich
wandelnd, einen kästnerhaft scharfen Unterton in seine "Jahreszeiten"
zu legen ("Der Frühling könnte uns gestohlen bleiben,/Wir sagen’s,
fangen laut zu gähnen an…/Nur zuzusehen, wie’s die andern treiben,/Ist
deprimierend, meint ein jeder Mann."). Seine Dichtungen hat Köhler
wunderbar pointiert zugeschnitten, dabei hält er sich erfreulich kurz,
schließlich ist eine hinausgezögerte Pointe keine gute. Die zweite Hälfte des
143seitigen Werks nehmen Sprüche, d. h. Spruchdichtung ein. Neben einigen
Wahrheiten vereinzelt Plattes ("Das Gestern zählt, kein Heute und kein
Morgen"; "Der Wecker ist der reinste Sklaventreiber"), viel
Weisheit und ein bisschen Weismacherei, vielleicht sang Köhler sich zu
"Dichter, bleibe menschlich!".
Fazit
Ein Buch für leichte Stunden, und ein Buch, das leichte Stunden bereiten
möchte.
Vorgeschlagen von Paul Niemeyer
[Profil]
veröffentlicht am 22. Oktober 2003 2003-10-22 20:39:29