Ein systematischer Rachefeldzug
Es sind bekante Motive, die Karen Rose in ihrem neuen Thriller zu einem durchaus
spannendem, wenn auch nicht sonderlich innovativem, Ganzen zusammenfügt.
Das lange Jahre zurückliegende Ereignis, das beim Bruder des damaligen Opfers
zum gegenwärtigen "Rachefeldzug" führt (lange Zeit natürlich, ohne
dass der Leser genau weiß, welches Ereignis welchen Personen damals zugestoßen
ist). Auf der "Lösung" dieses alten Falles baut sich die Spannung
des Thrillers grundlegend auf. Ein Rächer, der zum Serienmörder wird und der
seine Opfer mit Zahlen markiert. Wie viele Opfer aber geplant sind, auch das
bleibt zunächst im Dunkeln. Zudem tritt das effiziente (und auch dies als Motiv
altbekannte) Ermittlerpaar der Mordkommission (J.D., männlich, attraktiv, vom
Leben stark innerlich mitgenommen und Steve, weiblich, souverän und gute
Freundin von J.D.) an, erweitert durch die attraktive Tracy, Mitte dreißig und
Pathologin, die auf eine ihr selbst unbekannte Art und Weise mit dem Mörder und
den Ereignissen in Zusammenhang steht. Zudem, und auch dies ein bekanntes Motiv,
rühren sich in dem ermittelnden Polizisten J.D. und Tracy eindeutige Gefühle
füreinander, die allerdings nicht einfach so ihren Lauf nehmen, denn beide
sind in sich vorsichtige, zurückhaltende Persönlichkeiten, die starke Gefühle
eher fliehen als dass sie diesen einfach so nachgeben würden.
Dies alles ist in mannigfaltiger Weise bereits in diversen Thrillern verarbeitet
worden und funktioniert dennoch in "Todesherz" wieder einmal
ausnehmend gut, wenn auch innovative Ansätze und eine etwas differenziertere
Sprache wünschenswert gewesen wären und dem Thriller gut getan hätten.
"Sie sah auf, sah in seinen brennenden Augen und etwas durchfuhr ihren
Körper, etwas, das sie schon lange nicht mehr gespürt hatte". Eine Art
der Formulierung, die auch in trivialen Liebesromanen durchaus ihren Platz
findet, in dieser Umgebung von Gewalt, Folter und herausgeschnittenen Herzen
aber doch ein wenig zu simpel und harmlos wirkt. An anderen Stellen, da, wo es
um den eigentlichen Fall geht, ist die einfache, klare und direkte Sprache von
Karen Rose aber durchaus von Vorteil für das Tempo des Thrillers und die sich
aufbauende Spannung unter den doch vielen Personen, die Rose einführt und mit
dem Fall in der ein oder anderen Form verwebt. Überraschende Wendungen setzten
das ihre hinzu, um die Lektüre durchaus zu einem anregenden und spannenden
Erlebnis zu gestalten. Wie auch die Einfügung eines zweiten Erzählstranges um
ein privates Ermittlerduo noch eine zusätzliche Nuance in die Abfolge der
Ereignisse mit hinein bringt.
"Unglaublich. Du begreifst es immer noch nicht, oder? Das du nichts getan
hast, ist doch der Grund, warum du hier bist". So eröffnet der Mörder
seinen Opfern (und dem Leser) sein Motiv, während er die "Klinge seines
Messers in all ihrer Pracht bewundert".
Irgendetwas in diesem kleinen Ort, in dem Tracy aufgewachsen ist und in dem sie
Verbindungen zu den Opfern und vielen anderen damit zusammenhängenden Personen
als Kind und Heranwachsende aufgebaut hat, würde den Schlüssel zur Lösung
liefern, wenn sich Tracy nur erinnern könnte, was das sein könnte. Aber es
wird dauern und gefährlich gerade für Tracy werden, bis hier mehr und mehr
Klarheit in den Raum treten wird.
Fazit
In der Sprache einfach gehalten, gerade bei den Beschreibungen der Personen und
deren Beziehungen untereinander oft zu simpel und stereotyp gehalten, gelingt es
Karen Rose dennoch, die eigentliche Geschichte temporeich zu erzählen, die rohe
Gewalt des Mörders eindrucksvoll in den Raum zu setzen und so für eine
anregende und spannende Lektüre zu gestalten, bei der die Frage nach dem
eigentlichen Motiv ebenso wichtig ist, wie die Suche nach dem Mörder.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 14. Juni 2012 2012-06-14 13:34:11