Ein Junge besitzt besitzt die Fähigkeit mit den Schatten derer, die einen Weg
kreuzen - Freunde, Feinde und seine erste Liebe zu sprechen. So erhält er
Einblick in ihre Wünsche und Träume. Was aber soll er mit dieser Gabe
anfangen? Jahre später steht er kurz davor als Arzt zu promovieren. Erneut wird
er mit der Frage konfrontiert, ob er den Menschen helfen kann ihre Träume zu
leben, statt ihr Leben zu träumen. Dabei muss er sich selbst seiner
Vergangenheit stellen und sich die Frage stellen, ob er die Liebe und das Glück
finden kann.
Mit seinem neuen Roman "Wer Schatten küsst" ist Marc Levy eine
wirklich tolle Ode an die Kindheit und das Erwachsenwerden gelungen. In
äußerst poetischer Sprache zeichnet er den Lebensweg seines Ich-Erzählers in
zwei Episoden nach. Im ersten Teil ist sein Erzähler ein Junge, der sich der
Trennung seiner Eltern, der ersten Liebe und dem Erkennen einer besonderen
Fähigkeit stellen muss.
Im zweiten Teil gibt es einen Zeitsprung, denn der Erzähler ist jetzt ein
junger Mann, der mit anderen Sorgen zu kämpfen hat. In beiden Teilen gelingt es
Marc Levy mit seiner Sprache, seiner Figuren und seiner Handlung eine Geschichte
zu erzählen, die den Leser von der ersten Seite an fesselt und berührt. Dieses
Niveau kann er bis zum Schluss halten. Gerade im letzten Drittel schafft er es,
große Gefühle anzusprechen ohne das der Roman auch nur einen Moment kitschig
oder gar pathetisch wirkt. Im Gegenteil. Zum Schluss muss man sich die eine oder
andere Träne (auch Freudesträne) verdrücken.
Fazit
Mit "Wer Schatten küsst" ist Marc Levy ein Roman gelungen, den man
immer wieder gerne zur Hand nimmt, um darin zu lesen. Einige Sätze sind für
die Ewigkeit bestimmt. Insgesamt erzählt der Franzose eine kleine, unscheinbar
wirkende Geschichte, die sich zu großer Unterhaltungsliteratur allerbester
Prägung entwickelt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 05. Juni 2012 2012-06-05 19:08:49