Bierstadt soll sauber werden. Klar ist da als erstes der Straßenstrich dran,
der mit großem Getöse geräumt wird. Erst von der Polizei und dann auch noch
von den Baggern, die die sogenannten Verrichtungsboxen niederreißen sollen.
Mittendrin die Reporterin Maria Grappa und ihr Fotograf Wayne Pöppelbaum. Den
beiden fällt im Gewühle ein kleiner Junge auf, der in diese Ecke Bierstadt
nichts zu suchen hat. Die beiden Zeitungsleute verfolgen ihn und entdecken eine
Leiche. Eine junge Frau, entsetzlich zugerichtet und bestialisch ermordet. Die
Identität ist zumindest was die Herkunft der Frau angeht, schnell geklärt. Sie
gehört ethnisch zu einer Roma-Gruppe, die aus der bulgarischen Stadt Plovdiv in
großer Zahl Bierstadt besiedeln. Der Name der jungen Frau bleibt allerdings
länger unbekannt. Die in der Nordstadt lebenden Roma schotten sich den
Behörden gegenüber ab, die Erfahrungen aus der ursprünglichen Heimat haben
sie das gelehrt. Doch Grappa kann mit Hilfe von einer Sozialarbeiterin und einer
Frau, die als Dolmetscherin arbeitet, ein bisschen in das Getto der Roma
vordringen. Was sie dort erlebt und erfährt, lässt ihr den Atem stocken.
Brutale Übergriffe auf die größtenteils minderjährigen Mädchen, die von
ihren Familien als Billig-Prostituierte verkauft werden, sind ebenso an der
Tagesordnung, wie Diebstähle und andere Gewaltverbrechen.
Fazit
Von Gabriella Wollenhaupt habe ich sämtliche Grappa-Krimis verschlungen. Selten
hat mich aber eines so berührt, wie ihr aktuelles Werk. Bierstadt, das Synonym
für Dortmund, ist tatsächlich ein Fluchtpunkt der Roma aus Plovdiv, der
zweitgrößten Stadt Bulgariens. So spannend die Geschichte als solches ist, so
spannend und aufwühlend ist die Realität dahinter. Ganz große Klasse, Frau
Wollenhaupt.
Vorgeschlagen von Dietmar Stanka
[Profil]
veröffentlicht am 18. Mai 2012 2012-05-18 10:59:25