Ein attraktives Stück Kabarett mit Gehalt!
Man muss schon bei allem Schmunzeln genauer hinschauen, um zu sehen, dass
Christoph Süß eloquent, humorvoll, karikiert und hoch ironisch auch eine klare
Botschaft in seine Ausführungen über (alle möglichen) Endzeitängste des
Menschen hineinlegt.
Das nämlich die Erfahrung, dass die "sogenannten Profis nicht wirklich
wissen, was sie tun" (die, die das Loch im Reaktor von Fukuschima mit
Sägespänen stopfen wollten oder die, die im Golf von Mexiko mit Golfbällen
das Ölleck stopfen wollten). Und das diese Erfahrung eine Botschaft in sich
trägt. "Das möglicherweise wirklich alle Macht vom Volk ausgeht",
sprich, jeder einzelne verantwortlich ist. Und eben nicht irgendwelche
"Profis" als Mechaniker oder Finanzfachleute immer wieder die Welt
irgendwie retten werden, in der es die stille allgemein Haltung ist, dass sich
besser nichts ändern soll, vor allem es nicht schlechter werden soll.
Eine Erkenntnis, die durchaus auch da greift, wo Süß die klassische Haltung
des SUV Fahrers aufs Korn nimmt. Anfangen sollen eben immer die anderen. Mit der
Nachhaltigkeit und der Einsicht darin, dass man nun wirklich keine
allradgetriebene Großraumlimousine braucht, um in deutschen Städten keinen
Parkplatz zu finden. Und einen hervorragenden Öffentlichen Nahverkehr zu
genießen. Samt bestens ausgebauter Strassen bis in den kleinsten Winkel des
Landes.
Aber, "wenn wir am Drücker sind", dann müssten wir ja auch wissen,
in welche Richtung zu drücken wäre, oder? Und da, wo doch jederzeit die Welt
sowieso vor Ihrem Untergang steht und es daher eigentlich doch alles egal
ist.
Auch dies arbeitet Süß deftig ironisch heraus, das all jene
Weltuntergangsszenarien der letzten 2.500 Jahre vor allem eine Funktion hatten:
"Jetzt aber noch mal los, denn nach uns kommt sowieso die Sintflut".
Und somit den Veränderungsdruck in bester Weise stark abmildert, zumindest.
Denn, "wenn man nun einmal sein Leben nicht ändern will, dann gibt einem
die radikale Vereinfachung der Endzeit-Fantasy-Welt eine schöne Legitimation,
einfach so weiter zu machen wie bisher".
In mitreißender Sprache führt Süß dem Leser alle möglichen (und teils auch
unmöglichen) Untergangsängste vor Augen, legt durchaus offen, wozu diese auch
nutzen (über das Bauen von Überlebensbunkern hinaus) und kommt so immer wieder
auf den einen, entscheidenden Punkt. Wir sind verantwortlich für das, was mit
uns und der Welt geschieht, wenn wir ständig mannigfaltig den Kopf in den Sand
stecken. Denn es ginge auch anders. Gut sogar. Mit ein klein wenig Reflektion,
mit einem "Weniger statt Mehr" (siehe SUV und dutzende andere
Beispiele im Buch). Mit ein wenig nachdenken, warum eigentlich eine gewisse
Schicht seit einiger Zeit ständig mit kleinen Wasserflaschen herumläuft und
das etwa 1000fache an Kosten für dieses Wässerchen bezahlt, nur weil man der
Werbung glaubt, dass "einfacher Durst" und "einfaches
Wasser" doch nun wirkliche keine Gradmesser sind für das, was der Körper
wirklich braucht.
Fazit
Gut, dass Christoph Süß diesen genauen, humorvollen und breiten Blick auf
"den Weltuntergang" wirft und damit vieles von dem in sanfter Weise
entzaubert, was täglich künstlich Schlagzeilen produziert. Vielleicht gelingt
es ihm ja, den Blick zu öffnen, für das, was geht. Statt immer nur auf das zu
Starren, was einem ein Alibi gibt, nichts zu tun.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 11. Mai 2012 2012-05-11 12:14:54