Positive Psychologie aus der Feder des Gründers
Lange Zeit war ein deutliches Missverhältnis festzustellen. Einerseits eine
überbordende Zahl von Ratgebern für Glück, Wohlbefinden und
Selbstverwirklichung und andererseits eine kaum vorhandene Rezeption dieser
"Suche nach Glück und Wohlbefinden und Sinn" im Rahmen der
wissenschaftlichen Psychologie. Eine Lücke, die Martin Seligmann fundiert mit
der Entewicklung der "Positiven Psychologie" geschlossen hat.
"Mit wissenschaftlichen Methoden die Bedingungen und Konsequenzen des
Wohlbefindens, Menschlicher Stärkern und positiv gestalteter Institutionen zu
untersuchen" ist das erklärte Ziel der Positiven Psychologie und damit
weit mehr, als landläufig unter einem ständig aufzusagenden Mantra von
"Ich bin gut" oder "think positive" als verkürzte
Darstellung des Faches in Umlauf war. "Ungeprüfte Heilsversprechen"
werden im Rahmen der wissenschaftlichen Arbeit hierbei ebenso
"entlarvt" und zur Seite geschoben, wie eben Faktoren fundiert in den
Blick geraten, die zum Wohlbefinden, zum Glück, zur persönlichen Sinnsuche
konstruktiv beitragen können.
In diesem Buch nun findet sich eine umfassende Darstellung der aktuellen
Überlegungen und Erkenntnisse Seligmanns zu einem "gelingendem
Leben". Ein Buch, das vor allem im leicht verständlichen Stil und den
immer wieder im Raume stehenden praxisnahen Erläuterungen sehr verständlich
dargeboten wird, ohne es an der nötigen Tiefe fehlen zu lassen.
Ebenso wichtig und gut ist es, eine differenzierte und durchaus auch durch
empirische Studien belegte Umgangsweise mit häufig sehr plakativer und allzu
pauschaler Kritik an der Positiven Psychologie im Buch zu finden. Seligmann
blendet eine solche Kritik nicht aus und geht auch nicht lapidar darüber
hinweg, sondern bietet Fakten und Argumente für eine differenzierte Bewertung.
Wobei er durchaus selber nicht spart mit kritischen Haltungen, vor allem in
Richtung einer pharmakologisch arbeitenden Psychotherapie. Oder auch seine
Anfragen an das derzeitig herrschende Schulsystem, in dem
"Wohlbefinden" oder "Charakter" in seinen Augen explizit gar
nicht und implizit kaum gelehrt wird.
All dieses legt er im ersten Teil des Buches dar, in dem das
"Aufblühen" im Rahmen der Positiven Psychologie als entwickeltes Ziel
zu Grunde gelegt wird, in dem Interventionen und Fallbeispiele ebenso ihren
Platz finden wie die wissenschaftliche und universitäre Seite der Disziplin
erwähnt werden. im zweiten Teil legt Seligman konkrete "Wege zum
Aufblühen" vor (und wird sich hier, gerade mit seinen Einlassungen zur
"Fitness der Soldaten", umgehend wieder einer Diskussion stellen
müssen). Es lohnt sich, diesen Teil sehr genau zu lesen. Gerade im erwähnten
Thema der Verbindung von Psychologie und Armee wird bei der Lektüre deutlich,
dass es Seligman im Kern um eine bestmögliche Begleitung von Menschen in
schwierigen Situationen geht. Die gerade im Blick auf Soldaten und Traumata
faktisch im Raume steht (egal, welcher Ideologie man im Blick auf Armeen sich
zugewandt fühlt).
Folgt man den (immer argumentativ und zumindest teilweise empirisch belegten)
Darstellungen Seligmans, zeigt sich deutlich, das ein "allgemeines"
Wohlbefinden (dessen einzelne Faktoren Seligman im Buch aufschlüsselt) nicht
nur qualitative Auswirkungen, sondern auch quantitative Folgen auf das Leben
hat. Ein allerdings durchaus komplexer Vorgang, der nicht mit einfachen Formeln
abzuarbeiten ist. Seligman geht durchaus in die Tiefe der Persönlichkeit und
bietet dabei ein durchdachtes und nachvollziehbares Konzept, das er überaus
verständlich beschreibt. Eine konzentrierte Erarbeitung und eine Reflektion
für eigene, weitere Schritte ist unabdingbar und diese nimmt Seligman dem Leser
auch nicht ab.
Fazit
Ein fundiertes, verständlich geschriebenes und in seinen Ergebnissen immer noch
unverbraucht wirkendes Buch, dass eine breite Öffentlichkeit verdient hat, auch
wenn Seligman hier und da Thesen aufstellt, die sicherlich diskussionswürdig
sind.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 26. April 2012 2012-04-26 12:21:00