Der Untertitel ist Programm. Wie sollte es auch anders sein? Ein spannender
Krimi mit überraschenden Wendungen in einem Mix aus: Rosamunde Pilcher (diverse
Romane), Agatha Christie (Miss Marple) und Caroline Graham (Inspector
Barnaby-Romane).
Nach vierzig Jahren hat Mable auf die Einladung ihrer damaligen Freundin
reagiert. Sie hat sich ins Auto gesetzt, um den alten Zwist aus dem Weg zu
räumen und zum Geburtstag von Abigail nach Higher Barton in Cornwall zu reisen.
Seit den Vorfällen von damals ist Mable zu einer Londonerin geworden. So muss
sie sich kurz vor der Ankunft am Ziel eingestehen, dass sie sich bei dem
Unwetter verfahren hat und zudem kein Benzin mehr im Tank ist. Die Wege, die ihr
damals so vertraut waren, sahen nun irgendwie anders aus. Zum ersten Mal in
ihrem Leben wünscht sie sich ein Handy, mit dem sie wenigsten Hilfe hätte
holen können. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als in ihrem Corsa mitten auf
der schmalen Straße zu übernachten.
Am nächsten Morgen wird sie von einem alten Kauz geweckt, der an ihrem Wagen
nicht vorbei kann. Er hilft Mable, den Wagen in eine Straßenbucht zu schieben
und bringt sie anschließend nach Higher Barton. Es ist früh am Morgen. Mable
möchte die Anwohner nicht stören, die nach der gestern verpassten Party sicher
alle noch schliefen. Doch die morgendliche Kühle hält sie nicht davon ab,
durch die offen stehende Terrassentür die Bibliothek des Hauses zu betreten.
Während sich ihre Gedanken der Vergangenheit zuwenden, entdeckt sie vor dem
Kamin die Leiche einer jungen Frau. Als pensionierte Krankenschwester erkennt
sie sofort, dass jede Hilfe zwecklos wäre. Sie stürmt in die Küche, wo sie
das Hausmeisterehepaar beim Frühstück trifft. Als sie hocherregt mit denen
zurück in die Bibliothek kehrt, ist die Leiche verschwunden.
Als Autor von Reisebeschreibungen über Südengland hat es mich in besonderem
Maße interessiert, einen in diesem Landstrich spielenden Krimi zu lesen. Meine
Erwartungshaltung, damit Erinnerungen an Menschen, Dörfer, Kleinstädte, Pubs
und Landschaften zu aktivieren und dabei gleichzeitig an spannenden Ermittlungen
teilzuhaben, ist mit diesem Buch voll erfüllt worden. Die Beschreibungen im
Stile einer Agatha Christie, die an der englischen Riviera geboren wurde, einer
Rosamunde Pilcher, die unendlich viele Geschichten in diesem Landstrich spielen
ließ oder einer Caroline Graham, die für ihren Inspector Barnaby extra einen
kornischen Landstrich Midsommer schuf, rufen beim Lesen ein Gefühl des Reisens
hervor. Der Krimi ist eine sehr gut gemachte Geschichte, der demjenigen, der
Ähnliches wie ich erwartet, eine unterhaltsame und spannende Lektüre sein
wird. An einem Manko, welches ich keinesfalls Rebecca Michéle anlaste, komme
ich allerdings nicht vorbei. Das Buch hat kein Lektorat erfahren. Die Seiten,
die fehlerfrei sind, können an den Fingern einer Hand abgezählt werden, ganz
so, als wäre lediglich eine automatische Rechtschreibkontrolle drüber
gelaufen. Schade, dass die wunderschöne Geschichte der Autorin damit
verhackstückt wurde.
Fazit
Mein Gesamtfazit fällt trotzdem positiv aus, da ich die Mängel nicht der
Autorin anrechne und das Gefühl beim Lesen der Geschichte nicht schöner sein
kann. Also: sehr empfehlenswert!
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 23. April 2012 2012-04-23 09:37:53