Am Dreikönigstag macht sich der Fotograf Thien Hung Baumgartner mit der
Zahnradbahn auf dem Weg zum Gipfel der Zugspitze. Zusammen mit 5.000 anderen
Touristen will er den strahlenden Wintertag nutzen, um für einen lukrativen
Auftrag Fotos zu machen. Doch dann passiert das Unfassbare: Die Zahnradbahn wird
auf halber Strecke in einem Tunnel verschüttet. Was zunächst wie ein Unfall
aussieht, entpuppt sich sehr schnell als gezielter Terroranschlag, als die Bahn
von einer Gruppe maskierter Männer heimgesucht wird, die mit skrupelloser
Härte vorgehen. Schnell wird der Bundesregierung klar, dass der Terror jetzt
auch in Deutschland angekommen ist. Die Attentäter stellen eine extreme
Forderung, haben aber auch ein lukratives Druckmittel, da sich die Zugspitze mit
allen Besuchern in ihrer Gewalt befindet. Unterdessen versucht auch Thien Hung
Baumgartner einen Ausweg zu finden. Er hat als Kind eine Flucht über das
Chinesische Meer überlebt und ist willens, hier nicht sein Leben zu
verlieren.
Mit "Kreuzzug" hat Marc Ritter einen packenden Thriller vorgelegt, der
ohne Wenn und Aber im Konzert der Großen mitspielen kann. Die Ausgangsidee, die
Zugspitze als Schauplatz einer Geiselnahme zu machen, ist ganz hervorragend.
Marc Ritter weiß, wovon er schreibt, denn der passionierte Bergsteiger und
Skifahrer kennt das Gebiet wie seine Westentasche.
Marc Ritter ist mit seinem Thriller ein echter Pageturner gelungen. 147 Kapitel
verteilt auf rund 540 Seiten sorgen dafür, dass sich der Roman extrem flott und
spannend liest. Auch die zahlreichen Schauplatzwechsel sind nicht störend. Egal
ob im Bundeskanzleramt, der CIA-Zentrale in Langley oder auf der Zugspitze -
Marc Ritter bewegt sich auf jedem Terrain sicher und lässt jeden Schauplatz vor
dem Auge des Lesers lebendig werden. Vor allem die Szenen im Bundeskanzleramt
zählen zu den Höhepunkten des Romans. Die Streitigkeiten und Analysen der
deutschen Entscheidungsträger sind so realistisch geschildert, dass man glaubt,
der Autor habe ein solches Szenario schon selbst erlebt. Kombiniert wird dies,
mit fiktiven Ideen, wie einer Schwarzen Kreditkarte für die Reichen und
Mächtigen dieser Welt, deren Benutzung nicht zurückverfolgt werden kann.
Dadurch bekommt der Roman die für einen Thriller wichtige Mischung aus Fakten
und Fiktion, die, wenn wir hier alles glatt läuft, die Grenzen beim Lesen
verwischen lassen.
Lediglich Ritters Figuren bleiben ein wenig auf der Strecke. Zwar agieren alle
glaubwürdig, doch sucht man eine echte Hauptfigur vergebens. Auch wenn Thien
Hung Baumgartner eine zentrale Rolle spielt, ist er nicht die alles
beherrschende Figur. Die gibt es in "Kreuzzug" nicht, da die
eigentliche Hauptfigur der Plot ist. Der allerdings kann von der ersten bis zur
letzten Seite überzeugen.
Fazit
Über den Realitätsaspekt solcher Thriller kann man sicher streiten. Jedoch hat
die Vergangenheit gezeigt, dass die Realität oft wesentlich drastischer ist,
als jedwede Fiktion. Mit "Kreuzzug" hat Marc Ritter einen absolut
lesenswerten Thriller vorgelegt der zeigt, dass solche Romane auch sehr gut in
Deutschland spielen können. "Kreuzzug" ist ohne Übertreibung ein
Anwärter für den Thriller des Jahres des noch jungen Bücherjahres 2012.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 12. April 2012 2012-04-12 17:59:38