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Bernd Ziesemer: Ein Gefreiter gegen Hitler

Ein Gefreiter gegen Hitler

von Bernd Ziesemer
Verlag: Hoffmann und Campe [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-455-50254-1

Preis: 9,81 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Ein einfacher Soldat im Widerstand

"Es ist die Geschichte eines ganz normalen Gefreiten, der 1939....durch Polen marschiert, 1940 an der Maas kämpft und im Januar 1943.......Stalingrad entkommt. Die Geschichte eines Kradmelders, der sich im Frühjahr 1944 auf seiner BMW in.... Gleiwitz auf den Weg macht......Der in den Satteltaschen.......Papiere eines Offiziers aus einem Verschwörerkreis gegen Hitler transportiert".

Der dann verhaftet, zum Tode verurteilt, zu Zuchthaus begnadigt wird und in den letzten Wochen des Krieges eine Odysse der Flucht noch erlebt, bis er wieder zu Hause anlangt.

Es ist vor allem die Geschichte des Vaters von Bernd Ziesemer. Einige Seiten Erinnerungen an diese Ereignisse vom Vater nur verblieben nach dessen Tod, mit großen Lücken, ohne konkrete Angaben. Erinnerungen, die Bernd Ziesemer nun, Jahrzehnte nach dem Tod seines Vaters, auf den Weg seiner sehr persönlichen Recherche gebracht haben.

Er selbst betont deutlich, dass nicht nur die paar Seiten der Erinnerungen seines Vaters, sondern die Quellenlage der Heeresjustiz und des Ergehens der Einheiten, in denen sein Vater diente, oft äußerst schmal sind. Über die entscheidenden Jahre 44 und 45, die Kernfrage, was seinen Vater dazu innerlich gebracht hat, sich für die hochriskante Widerstandsaktion zur Verfügung zu stellen und über das Ergehen des "Obergefreiten Ziesemer" nach seiner Verhaftung, über all dieses kann Bernd Ziesemer trotz erkennbar hervorragender und gründlicher Recherche nur (realistische) Mutmaßungen anstellen. Weniger aus direkten Quellen heraus, eher aus einer aus vielen Teilen zusammengetragenen "Atmosphäre" der Ereignisse, in die sein Vater direkt eingegliedert war.

Als gelernter Journalist mit spürbarer, persönlicher Beteiligung gelingt Ziesemer auf jeden Fall die Gratwanderung zwischen sachlichem Bericht und persönlich innerer Beteiligung. Ruhig und sachlich legt er seinen Bericht vor, verarbeitet die persönlichen Notizen seines Vaters, die er durch andere Quellen anreichert und so den gesamten Weg seines Vaters durch den Krieg, beginnend bereits mit dem Überfall auf Polen 1939 minutiös nachvollzieht. Durchaus aber lässt er auch die Emotionen der Soldaten jener Tage spüren, spricht von den Grausamkeiten, Härten des Krieges ("Gefangene wurden zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gemacht"), der Angst, der mehrfachen Aufreibung der Einheiten seines Vaters. Das alles liest sich gut und flüssig, detailliert und durchaus mit den notwendigen emotionalen und atmosphärischen Hintergründen versehen.

Soweit es irgend möglich war, das erkennt man bei der Lektüre, hat Bernd Ziesemer den Weg seines Vaters nachvollzogen. Leider, und daran kommt auch Ziesemer nicht vorbei, für die entscheidenden Momente der inneren Entwicklung seines Vaters finden sich keine belegbaren Antworten. Selbst für die späteren Etappen im Angesicht eines Todesurteils und dann in Haft bleibt es bei indirekten Quellen, die zwar hervorragend ausgewertet und verarbeitet wurden, dennoch aber eigentliche Antworten nicht zu geben vermögen.

Was dennoch mit dem Buch hervorragend gelingt und vieles an Vagem wettmacht, ist die eindrucksvolle Schilderung des Krieges, der Umstände, der inneren Entwicklungen des "normalen" Soldaten bis hin zur völligen auch inneren Erschöpfung, die Bernd Ziesemer akribisch zusammenträgt und die indirekt zumindest erahnen lassen, wie ein einfacher Gefreiter innerlich bereit wurde, sich dem Widerstand anzuschließen.
Fazit
Im Gesamten bietet das Buch zwar bei wesentlichen Fragen (aufgrund der äußerst dürftigen Quellenlage) keine letztendlich befriedigenden und klaren Antworten, durch den hochwertigen sprachlichen Stil und die an sich umfassende und tief reichende Recherche gelingt es Bernd Ziesemer aber dennoch, ein hautnahes und realistisches Bild des Krieges aus der Sicht eines einfachen Soldaten, der Bedrängungen und der möglichen inneren Entwicklungen aufzuzeigen, welche das Lesen durchaus lohnen.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 03. April 2012

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