Ein ungeschriebenes Gesetz sorgte dafür, dass alle aus Maximilian Buddenbohms
Lübecker Abitur-Jahrgang nach Abschluss der Schule die Stadt verließen. Den
Erzähler zieht es nach Hamburg, auf der Suche nach einem Soundtrack für seinen
Lebensfilm. Er beginnt in einer Firma für Marktforschung zu arbeiten. Er weiß
noch nicht als was, nur dass in Bürojobs die Frauendichte erfreulich hoch sein
soll. Die Chefin, obwohl exzentrisch, steht offenbar doch mit beiden Beinen im
Leben; denn sie fordert von Maximilien den Abschluss eines Studiums, egal in
welchem Fach. Einen Studierten bezahlt sie besser, wohl weil er
Durchhaltevermögen bewiesen hat. Morgens Marktforschung, nachmittags ein Job im
Antiquariat und dazwischen pro forma ein paar Vorlesungen. Herbert, der
Antiquar, überlebt in seiner Nische, obwohl die Ausgaben für den täglichen
Kaffee oft die Bareinnahmen übersteigen. Eines Tages tritt eine atemberaubend
schöne Frau ins Leben des Antiquars, seiner Hilfskraft und des einzigen
Stammkunden: Stella. Das Lebens-Motto der Marktforschungs-Chefin gilt inzwischen
auch für den Jungen aus Travemünde. "Hier ergibt sich immer alles".
Wegen Stella ergibt es sich, dass Maximilian aufs Land zieht, ins ehemalige
Zonenrandgebiet. Er pendelt nun täglich mit der Bahn nach Hamburg, offenbar
der einzige Mieter aus seinem Haus, der einen bezahlten Job hat. Den nächsten
Schritt tun Stellas Katzen, die den Eindringling aus dem Haus mobben. In der
letzten der Geschichten vom Erwachsenwerden analysiert Maximilian, geschwächt
von einer Lebenskrise, seine Art die Bücher ins Regal einzuräumen, die nach
seiner Erfahrung die aktuelle Lebensetappe am besten charakterisiert.
Fazit
Maximilian Buddenbohm gesteht seinem Protagonisten eine nach oben nicht
begrenzte Phase des Heranwachsens zu. Sehr stimmungsvoll löst der Autor zwei
Rätsel der Neuzeit, wovon ein Antiquar lebt und was man östlich von Hamburg
anfangen kann, außer samstags das Treppenhaus zu putzen. Die zurückhaltende,
leicht melancholische Stimmung des Buches hat mich sehr angesprochen. Buddenbohm
zeigt sich in seinem zweiten Band mit Erfahrungen aus der Provinz als
ernsthafter Erzähler, der "die Ruhe wech" hat.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 28. Februar 2012 2012-02-28 15:39:27