Wissenschaftliche Einführung in den Bereich des Extremismus
Als Lehr- und Studienbuch und auf dem Hintergrund eines theoretisch-methodischen
Erkenntnisinteresses ist dieses Buch eindeutig dem wissenschaftlich-forschendem
Bereich zuzuordnen. Bötticher und Mares stellen Theorien, Konzepte und Formen
des politischen Extremismus dar, welche für das Studium der
Politikwissenschaften und der weiterführenden Diskussion des Themas
übersichtlich und nachvollziehbar im Buch dargestellt werden. Folgerichtig
beschäftigt sich der erste Teil des Buches mit der wissenschaftlichen Methodik
des Forschungsfeldes und richtet seinen Blick auf die verschiedenen, gängigen
Zugangsweisen zum Thema, stellt somit die verschiedenen "Schulen der
Extremismusforschung" dar.
Den inhaltlich darstellende Schwerpunkt der Publikation bilden dann im Anschluss
die Benennungen und Klassifizierungen der Extremismen verschiedenster
Geisteshaltungen. Hier gelingt es den Autoren, die verschiedenen
Herangehensweisen an das Thema trotz zum Teil hoher methodischer Unterschiede in
eine Integration der Erkenntnisse zu überführen. Neben dieser Darstellung der
Erkenntnisse erhält das Buch mit dieser Herangehensweise auch eine methodische
Offenheit, die mögliche Zugänge und Ausblicke für die weiterführende
Diskussion fruchtbar eröffnen. Hierbei stellt es sich als grundlegend wichtig
dar, wie im Buch vorgelegt, zunächst die Position des Extremismus im jeweiligen
Regime und dessen Akteure eindeutig je verorten zu können um daraus folgend die
allgemeinen Gefährdungen vor allem der inneren Sicherheit ableiten zu
können.
Den drei großen, inhaltlichen Themen des Islamismus, des Rechtsextremismus und
des Linksextremismus, die in Phänologie, Differenzierungen und ausführlicher
inhaltlicher Beschreibung der jeweiligen Konzepte, Ziele und Gruppierungen
dargestellt werden, stellen die Autoren durchaus ebenso gehaltvoll, wenn auch
auf weniger Raum, weitere einflussreiche Extremismen zur Seite. Deutlich bei der
Lektüre wird, dass die Autoren auf keinem Auge blind ihr Feld betrachten.
Allein schon der interessante Blick auf die vielfachen Formen religiöser
Extremismen zeigt auf, dass nicht nur der Islam, sondern durchaus auch so
friedlich erscheinende Religionen wie der Buddhismus oder gar
"UFO-Kulte" zumindest für eine extremistische Haltung missbraucht
werden können, wenn nicht sogar in allen Religionen Extremismen zumindest
inhärent angelegt sind. Neben den "großen2 Linien auf Regime Ebene
vollziehen die Autoren im Buch zudem auch die Differenzierungen in Subkulturen
und Grauzonen der jeweiligen Geisteshaltungen.
Dass eine moderne Form des Extremismus, der "Öko-Extremismus" knapp
noch aufgenommen wird, rundet die Darlegungen durchaus in der Breite noch ab,
ein wenig zu kurz betrachtet scheint der Bereich der ethnischen und
separatistischen Extremismen, die nicht nur im ehemaligen Jugoslawien mit
federführend für massive kriegerische Interventionen waren, sondern an allen
Orten der Welt unterschwellig ein "Saatgut" extremistischer Tendenzen
bilden.
Fazit
Breit und umfassend bietet das Buch eine Darstellung der Ansätze der
Extremismusforschung mitsamt der divergierenden Herangehensweisen der einzelnen
Forschungsrichtungen, bündelt die Ergebnisse und stellt diese sachlich geordnet
im Rahmen der großen, extremistischen Strömungen der Gegenwart dar. Ein
didaktisch hervorragend dargelegtes Buch und wichtig, dass eine solch umfassende
und fundierte Darstellung zum Thema nun vorliegt. Neben der Forschung bietet das
Buch auch für im Bereich sich engagierende Menschen eine geordnete Übersicht
und hilfreiche Details.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 27. Februar 2012 2012-02-27 14:15:41