Praxisbuch zum Coaching
Aus ihrer eigenen, reichhaltigen Erfahrung als Coach heraus ist es das Ziel
Gabriele Müllers, vor allem für Coachs (und solche, die dabei sind, dieses
Berufsfeld für sich zu entfalten) eine Handreichung im methodischen Sinne an
die Hand zu geben. Bewährte und neu erprobte Methoden finden im Buch ebenso
ihren Niederschlag, wie eine Darstellung des systemisches Ansatzes in Bezug auf
das Coaching. "Aus der Praxis für die Praxis, mit theoretischer
Grundlegung", so könnte man das Buch untertiteln und, da es bereits in
dritter Auflage erscheint, verfolgt Gabriele Müller ihr Anliegen durchaus mit
Erfolg. Dieser ist durchaus der eingängigen Sprache und der leichten Lesbarkeit
des Buches geschuldet, welches die Inhalte auch interessierten Laien leicht
zugänglich gestalten. Eine äußere Form, die allerdings auch Schwächen
aufweist, wo es einer ausführlicheren und differenzierten Darstellung gerade im
Theoriebereich des Buches und der Ableitung der eigenen Methode durch Gabriele
Müller bedurft hätte.
Was ist das Wesentliche? Welche Tür muss damit geöffnet werden? Was muss ich
anschauen? Wie sehen die notwendigen Schritte aus? Welche Lösungen verbergen
sich in den neuen Räumen? Anhand dieser fünf Fragen baut Gabriele Müller den
Rahmen des Coachings auf. Die Beantwortung dieser Fragen ist das Ziel des
Coachings, einer "Form der zielbezogenen Beratung, die Türen zu
Veränderungsprozessen öffnet".
Während Gabriele Müller im ersten Kapitel des Buches die theoretischen
Grundlagen des systemischen Coachings in ihren Hauptrichtungen darlegt (von der
lösungsorientierten Kurzzeittherapie über prozessorientierte Psychologie bis
zum NLP und einer Darstellung der "logischen Ebenen", dies alles aber
zu knapp und die Details der Ansätze kaum ausreizend), geht die Autorin ab dem
zweiten Kapitel deutlicher in Richtung eines praktischen Ratgebers. Es mag
hierbei sicherlich für gänzliche Neueinsteiger noch von Interesse sein, über
die Akqusitionsphase breit informiert zu werden, im Gesamten wäre diese Breite
aber nicht nötig gewesen. Ebenso spielt im Kapitel drei, in welchem die
Vorphase und Auftragsklärung dargestellt werden, letztlich eher nur die
Reflektion von Auftragsmustern eine wesentliche Rolle. Diese beiden
praktischen" Kapitel stellen sich als nicht sonderlich gehaltvoll heraus.
Anders und inhaltlich gewichtiger zeigen sich die Einlassungen Gabriele Müllers
zur Prozessphase und zur Abschlussphase (hier nur sehr knapp in der
Darstellung). Gut löst Müller die Zuordnung konkreter Methoden zu konkreten
Ansätzen und Hintergründen und beugt damit einer unreflektierten Vermischung
von Methoden und Ansätzen vor. Zumindest wird dem Nutzer des Buches deutlich,
wo und in welcher Hinsicht eine Verbindung systemischer Ansätze und eine
Nutzung verschiedener Methoden in Kombination sinnvoll sind (auch natürlich
konkret am Beispiel der Autorin selbst, die ihre eigene Methodik entwickelt
hat). Lesenwert sind hier auch die Gedanken Müllers zur Problemlösungsbalance,
dem Ausgleich teils stark einander widersprechender Zielvorstellungen und
Persönlichkeitsanteile im Klienten. Ebenso wichtig sind die Unterschiede
zwischen Einzel- und Gruppencoaching, die Müller zwar knapp, aber durchaus
differenziert darstellt.
Eine klare Sprache, meist knappe, auf den Punkt kommende Darstellungen mitsamt
einem grafischen Überblick über die besprochenen und möglichen
"Formate" des Coachings machen das Arbeiten mit dem Buch einfach und
stellen sich als praktikabel dar, wenn auch nicht unbedingt als
"Neuerfindung", so doch als Ergänzung der eigenen Praxis durchaus
bedenkenswert. Eine ausführlichere und differenziertere Darstellung der
theoretischen Grundlagen wäre allerdings sehr wünschenswert gewesen.
Fazit
Gabriele Müller legt ein leicht lesbares und damit auch für interessierte
Laien geeignete Darstellung vornehmlich der eigenen Coaching-Praxis vor, in dem
die theoretischen Grundlegungen nur äußerst knapp dargestellt werden, die
Gabriele Müller eigene Methodik aber verständlich, nachvollziehbar und in der
Form strukturiert für die eigene Praxis erarbeitet werden kann.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 24. Februar 2012 2012-02-24 14:18:40