Wer eine Welmeisterin im Flunkern wie Luzie in der Familie hat, wird sich
manches Mal ein Wundermittel gegen kindliche Flunkereien wünschen. Ein
Bilderbuch mit einer flunkernden Heldin kann so ein Wundermittel sein. Kaum hat
Luzie am Morgen die Augen geöffnet, sprudeln die aberwitzigen Geschichten nur
so aus ihr heraus. Oma, die für den morgendlichen Kindergarten-Bringservice
zuständig ist, zweifelt, ob Luzies Mutter Nuss-Schokolade wirklich für ein
sinnvolles Frühstück hält. Auf dem Weg in den Kindergarten trödelt Luzie
und kommt prompt zu spät. Luzie ist natürlich völlig unschuldig - die
Straßenbahn ist falsch abgebogen. Wirklich? Aus den Schienen gehüpft und auf
der Fahrbahn weitergerollt? Allmählich glaubt kein Kind mehr Luzies
Geschichten, obwohl ein Onkel in Panama mit Erlebnissen im Dschungel eine tolle
Sache wäre. Uschi, die Erzieherin, blickt sehr ernst und verkündet, dass sie
im Kindergarten keine Lügengeschichten mehr hören möchte. Eine sehr
nachdenkliche Luzie baut zu Hause mit ihren Sofftieren einen Stuhlkreis auf. In
der Tiermenagerie soll angeblich Zebra Zottel der Lügenerzähler sein. Luzie
hebt den Finger: "Wenn man Lügen nötig hat, stimmt was nicht",
predigt sie dem Zebra. Am folgenden Tag ist Luzie im Kindergarten schon wieder
in Schwierigkeiten: "Meine Mama ist Pilotin und mein Papa
Opernsänger." Das glaubt nun wirklich niemand. Zum Abholen für Luzie
erscheinen einen Mama in Pilotenuniform und ein Papa, der für die Kinder kurz
eine Arie schmettert. Erzieherin Uschi erklärt Luzie, dass dem niemand mehr
glaubt, der schon zu oft geschwindelt hat. Jutta und Jeremy Langreuter bringen
ihre Geschichte der flunkernden Luzie zu einem glücklichen Ende und lassen auf
der letzten Doppelseite Erzieherin Uschi erklären, dass Notlügen dann erlaubt
sind, wenn Kinder sich aus einer gefährlichen Situation retten müssen.
Fazit
Mit einem "schlimmen Kind" als Hauptfigur kann man kleine
Bilderbuch-Betrachter erfolgreich fesseln. Wie gut, dass das andere Kind stets
die schlimmen Dinge tut. Mit seinen Bildern treibt der Illustrator Stephan
Pricken Luzies Lügengeschichten noch weiter auf die Spitze - der Hausmeister
bläst den Tiger, der Luzie angeblich gekratzt hat, kurzerhand mit dem
Laubgebläse davon. Fesch mit ihren Ohrclips wirkt Luzies Oma, und im
Kindergarten erfüllt ein schwarzer Junge mit Brille die Migrantenquote. Auf das
Thema Lügen und Trödeln im Bilderbuch haben einige Eltern sicher schon
ungeduldig erwartet.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 30. Januar 2012 2012-01-30 10:56:03