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Johannes Unger: Friedrich - ein deutscher König

Friedrich - ein deutscher König

von Johannes Unger
Verlag: Propyläen Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-549-07413-8

Preis: 1,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Friedrich - ein deutscher König (anlässlich des 300. Geburtstages Friedrichs des Großen)

Wenn man als Laie eine Einführung in das Leben Friedrichs des Großen sucht, der den bisherigen Forschungsstand zusammenfasst aber dennoch verständlich und für Wissenschaftsinteressierte spannend geschrieben ist, sollte man zu diesem Buch greifen. Neben den Biographien "Friedrich der Große" und "Friedrich und Heinrich" von Christian Graf von Krockow sicherlich die kompetenteste Einführung ins Thema.
Die Widersprüche des Monarchen werden nicht geleugnet. Neu für mich war eher, dass Unger in der Expansionspolitik Friedrichs keinen Widerspruch zur Außenpolitik seines Vaters, Friedrich Wilhelms I., des "Soldatenkönigs", erblickt. Der Vater baute die Armee auf und gab 85% des Staatshaushaltes für die Armee aus, die er aber nie benutzte. Doch in seinem politischen Testament trug Friedrich Wilhelm I. seinen Nachfolgern auf, die Territorien Preußens zu erweitern und die weit auseinander liegenden Länder West- und Ostpreußens zusammenzuführen. Insofern hat Friedrich der Große lediglich den Willen seines Vaters erfüllt, während der Vater, der häufig als "Preußens größter innerer König" bezeichnet wird, eine defensive Außenpolitik führte, weil er sah, dass Preußen keine Groß-, sondern eine Mittelmacht gewesen ist. Deutlich arbeitet Unger auch das Weltbild des Monarchen heraus, der sich - im Gegensatz zu Ludwig XIV. von Frankreich - als "Diener des Staates" gesehen hat. Dass er am absoluten Königtum, welches für ihn aber nicht - im Gegensatz zum Vater - mit Gottesgnadentum im Sinne des Absolutismus zu erklären war, sondern sich nur dadurch rechtfertigte, dass der König sich durch besondere Leistungen für sein Amt zu "legitimieren" hatte, wird deutlich. Dass sich Friedrich nicht daran hielt, wird an der Justizaffäre des Müllers Arnold verdeutlicht, bei der Friedrich sich als absoluter Monarch über das Recht setzte und den Justizminister entließ, obwohl er in der Sache im Unrecht war. Ein Königtum der Widersprüche, wie an dieser Stelle deutlich wird.

Besonders faszinierend an dieser Biographie sind die Exkurse, etwa über die Preußische Armee, die Sozialstruktur Preußens, die Stellung von Bauern und Junkern, das Hofleben oder eine Übersicht über die Nachbarländer zur Zeit Friedrichs des Großen, also Frankreichs, Rußlands und Österreichs. Der Leser erfährt also nicht nur etwas über Friedrich den Großen selber, sondern eben auch etwas über das Land und die Zeit, in welcher Friedrich lebte und die seine Wertvorstellungen geprägt und sein Handeln bestimmt hat.

War Friedrich ein "deutscher König?" Diese These Ungers kann mich nicht überzeugen. Wie Unger selber herausstellt, fühlte sich Friedrich nicht als "Deutscher", er war Preuße. Kleindeutsche Staatenpolitik dominierte das 18. Jahrhundert, man lebte in Bayern, Preußen, Hannover etc. Dennoch steht Friedrich natürlich in der Tradition der "deutschen" Könige, denn selten hat ein König so - und sei es als Mythos - die Deutschen geprägt.
Fazit
Eine Biographie für Wissenschaftsinteressierte und Laien, die nichts "Neues" bringt, für die Einführung ins Thema aber hervorragend geeignet ist. Wer wissenscahftlich tiefer gehen möchte, sollte zu der neuesten wissenschaftlichen Friedrich-Biographie von Johannes Kunisch greifen.

Ein sehr lesenswertes Buch!
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne

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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 22. Januar 2012

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