Man könnte diesen Thriller auch mit Szenen einer Ehe titulieren. Denn es geht
um die Beziehung zweier Menschen, ihr Kennenlernen, ihre Annäherung, ihr Leben
und schließlich ihr Zusammenbruch.
Die Oberärztin Diana Jaeger hat vor einigen Jahren in ihrem Blog viele Männer
gegen sich aufgebracht. Ihre feministischen Gedanken ging vielen zu weit,
besonders den IT Leuten ihrer Klinik, in der sie arbeitete. Sie erntete einen
Shitstorm, der in sämtlichen großen Medien landesweit überkochte. Das ging
soweit, dass sie kündigte und die Stadt verließ, um in einer anderen Klinik
weit weg eine neue Anstellung zu finden. Ihr gestörtes Verhältnis zu Männern
ist extrem. Doch sie lernt bei einem Problem an ihrem Dienst-PC Peter
Elphinstone, den IT-Supporter bei ihrem neuen Arbeitgeber, kennen. Der krempelt
ihr gesamtes Leben um. Bis er plötzlich verschwunden ist und Diana von der
Polizei verdächtigt wird, etwas mit seinem Verschwinden zu tun zu haben.
Zunächst einmal möchte ich voranstellen, dass es sich um eine sehr spannende
Geschichte handelt. Aber - und das führt zu einem Punktabzug - die Montage der
Szenen ist teils chaotisch, der Beginn ist katastrophal und ich brauchte etwa 80
bis 100 Seiten, um hinein zu kommen. Dann aber zog er mich richtig hinein und
ließ mich nicht los. Es wird also jeder reichhaltig belohnt, der die ersten 80
Seiten durchhält. Bis dahin unterdrücken lange Monologe und Gedanken der
Protagonisten die Lust am Leben. Hervorragend dagegen dann wieder die
Erzählform in der ersten Person, mit der der Leser Dianas Blick, ihre
Sichtweise auf das Geschehen erfährt. Bei dem Geschehen handelt es sich um
einen Unfall, der durch Streifenpolizisten aufgeklärt werden soll. Zwischen der
Polizistin und ihrem neuen Kollegen beginnt es zu knistern, was die Spannung
zusätzlich erhöht. Während die Arbeit der Polizei und die eines Journalisten
aus normaler Perspektiven im parallelen Strängen erzählt wird, werden manche
Geschehnisse aus der Sicht von Diana zwar redundant erzählt, aber es ist
schließlich auch eine wirklich komplett andere Sichtweise. Erst dadurch wird
der Leser gezwungen, seine Theorien, die er sich in seinem Kopf zu dem Hergang
des Unfalls gebildet hat, immer wieder aufs Neue umwerfen. Nichts, absolut
nichts, ist, wie es scheint. Und dieses nicht nur auf das Ganze bezogen, sondern
tatsächlich auch in jedem Strang.
Fazit
Am Ende des letzten Satzes stand nur ein einziger Gedanke in meinem Kopf: Wow!
Schade, dass der Anfang so verwirrend war. Gut, dass ich durchgehalten habe.
Fulminante Empfehlung meinerseits mit der Bitte durchzuhalten.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 11. Mai 2019 2019-05-11 17:17:35