Tess Goodwin schwebt in Gedanken noch in ihren Flitterwochen, als sie zu Beginn
des Sommers ihre Arbeit beim Edinburgh International Festival aufnimmt. Dort
trifft sie auf die begabte Violinistin Angelique, die trotz ihrer Jugend schon
Welterfolge feiert. Tess und Angelique freunden sich sofort an, doch spürt
Tess, dass ein Schatten auf Angeliques Erfolg liegt. Deren Mentor Albert Dessuin
hält die Zügel straff in der Hand und duldet nicht, dass Angelique
Freundschaften knüpft. Doch auch Tess hat genügend Probleme, denn sie muss
sich ihrer Vergangenheit stellen, denn die Begegnung mit einem Mann, den Tess
vor ihrer Hochzeit geliebt hat, droht ihre junge Ehe zu zerstören.
Tess und Angelique sind nur zwei von vielen Hauptfiguren, deren Geschichte Robin
Pilcher in seinem Roman "Wie ein Stern am Horizont" erzählt. Eine
klar definierte Hauptfigur gibt es nicht, sieht man vom Künstlerfestival in
Edinburgh ab, wo sich alle Personen treffen und alle handlungsstränge
zusammenlaufen. Trotzdem gelingt es dem Sohn der britischen Bestsellerautorin
Rosamunde Pilcher sehr gut, einen lesenswerten Unterhaltungsroman zu schreiben.
Sicher ist man geneigt, beim Namen Pilcher an rosarot-kitschige
Liebesgeschichten zu denken. Doch davon ist Robin Pilcher mit seinem Roman
meilenwert entfernt. Zwar erzählt er auch eine Liebesgeschichte, in die sich
Angelique verwickelt, doch keiner der Handlungsstränge ist in irgendeiner Form
kitschig.
Im Gegenteil. Es gibt eine Vielzahl interessanter Figuren. Da ist
Nachwuchskomikerin Renee Brownlow, die den Aufenthalt in Edinburgh von ihren
Dorfbewohnern geschenkt bekommt und deren Traum sich ganz anders darstellt, wie
zunächst erwartet.Und es gibt den alternden Kameramann Leonard Hartenson, der
sich auf dem Festival seinen letzten großen Traum erfüllen will. All diese
Schicksale verknüpft Robin Pilcher zu einem eigenen Kosmos, in dem sich der
Leser wieder findet und mitfiebert. Er kann mit den Figuren lachen, leiden,
weinen und muss erkennen, dass der Name Pilcher durchaus für moderne und
kurzweilige Gegenwartsliteratur stehen kann.
Fazit
Mit "Wie ein Stern am Horizont" hat Robin Pilcher einen lesenswerten
Roman um Träume, Pläne, Liebe und Freundschaft vorgelegt. Große Gefühle
stellt der Autor ohne Kitsch und Pathos da und sorgt somit dafür, dass man den
Roman gerne in einem Rutsch durchliest.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 18. Dezember 2011 2011-12-18 17:52:32