Die konstruktive Möglichkeit der Arbeit an einer nachhaltigen Welt
Es ist vorhanden. Dieses sich verbreitende "Unbehagen" an der
"industriellen Zivilisation". Wenn nicht alles täuscht, stehen Zeiten
eines Wandels drängend im Raum, die auf ein nachhaltiges Wirtschaften und Leben
hinweisen. Deutlich sichtbar an einer "Selbstgefährdung der
Industriegesellschaft". Ein Leben im Spannungsraum zwischen ökologisch
deutlich feststellbaren Begrenzungen und dennoch weiterhin globalem
Wirtschaftswachstum mit dementsprechendem Hunger an Rohstoffen und
Absatzmärkten. So kann im Buch die Überschrift des ersten Kapitels gleichsam
als Credo und Grundgedanke des Autors im Raum belassen werden: "Eine
Zukunft in Erwartung unserer Entscheidungen".
Dass solche Entscheidungen durchaus vereinbar sind mit einem nachhaltigem Leben,
ohne gleich die Menschheit an die Lagerfeuer der Steinzeit zurück zu werfen,
dies ist einer der wichtigen Schwerpunkte, die Peter M. Senge anhand vieler
praktischer Beispiele schon existierend nachhaltigen Wirtschaftens
herausarbeitet.
Nach einer durchaus ausreichenden Einführung in das Thema, in der Senge vor
allem die Ursachen der konkreten Misere deutlich benennt und konstruktiv darauf
hinweist, dass "der Weg, der hinführt, auch wieder herausführt"
(einfach und dennoch wahr und klar begründet vorgelegt im Buch), wendet sich
Senge der Grundvoraussetzung zu, auf der die Hoffnung für eine nachhaltige
Lebensweise beruhen. Eine Kooperation zwischen Industrie, Organisationen und
Individuen, die in gegenseitiger Ergänzung sich jener "80 zu 20"
Herausforderung der Reduktion des Kohlendioxids um 60 bis 80 Prozent zuzuwenden
hat, die das Leben auf diesem Planeten überhaupt dauerhaft gewährleisten
kann.
So wie es Per Carstedt mit Saab in Schweden zusammen gelang, wichtige Schritte
mit der Autoindustrie im Rahmen alternativer Energien zu gehen. Oder David
Gottfried und Michael Italiano, denen ebenso kooperativ auf ganz anderer Ebene
und mit ganz anderen Lösungen als Carstedt und dennoch methodisch durchaus
verwandt es gelang, im amerikanischen Bauwesen neue Standards zumindest auf den
Weg zu bringen.
Diese und noch viele Beispiele mehr im buch zeigen auf, wie durch eine
individuelle Idee und eine Kooperation mit einer großen Organisation (oder
durch die Schaffung einer solchen), nachhaltiges Wirtschaften sich durchaus auch
gesellschaftlich verankern kann.
"Zweifeln Sie nie daran, dass ein einzelner Mensch oder eine kleine Gruppe
von Mitverschwörern die Welt verändern kann".
Senge legt für diesen Satz theoretische Grundlagen vor, vielfache
Praxisbeispiele und zeigt auf, dass, und vor allem, wie es funktionieren
könnte, die "Erwartungen der Zukunft" aus der Gegenwart heraus
anzugehen und zu beantworten. Wobei es als sehr gelungen zu bezeichnen ist, dass
Senge hier nicht dogmatisch Postulate formuliert, sondern tatsächlich, in
Teilen auch durchaus kleinteilig, beständig in die Praxis geht.
Beispiele aus der Praxis, die in der zweiten Hälfte des Buches aufgearbeitet
und in Thesen gebracht werden. Mit dem klaren Schwerpunkt darauf, dass nur in
Kooperation und gemeinsamen, kreativen Gestalten, durch die Einrichtung von
"Netzwerken" und den Mut, an "Prototypen zu lernen", statt
nur direkt mit perfekten und fertigen Antworten anfangen zu wollen konstruktive
Lernwege eröffnet, die im Angehen der Probleme jene "Magie" entfachen
können (und werden), die zur Lösung drängender Probleme führt.
Immer wieder, dabei bleibt Senge, gibt er auch in seinen theoretischen
Betrachtungen eine Vielfalt von Möglichkeiten und Instrumenten mit auf den Weg,
die umgehend praktisch erprobt werden könnten.
Sinnvoll wäre vielleicht, mit dem letzten Teil des Buches zu Beginnen und sich
die Visionen der Zukunft aus Senges Sicht näher anzusehen. Ausgestattet mit
dieser "zielweisenden Vision" kann dann das Buch in Einzelschritten
gelesen und mit den zukünftigen Zielen abgeglichen werden.
Fazit
Im vielfachen Chor der Apokalyptiker bietet Senge konstruktive Instrumente und
Beobachtungen, die er nicht aus dem luftleeren Raum entnimmt, sondern vielfach
praktisch unterlegt. Ein wichtiges Buch für den Weg zu einem nachhaltigen Leben
und einer zunehmenden Vernetzung von ökologischen Interessen inmitten einer
sich technisch entwickelnden Welt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 29. November 2011 2011-11-29 14:38:16