Treiber des gesellschaftlichen Wandels
Matthias Horx ist Zukunfts- und Trendforscher im großen Maßstab. Nicht um
gängige Modetrends des nächsten Herbstes oder die nächste Handy Revolution
geht es ihm. Wer, was und wie gestaltet die Zukunft der Menschheit und inwiefern
sind diese "Trends" absehbar, zumindest zu erahnen? Das ist sein
Thema.
Ein Thema, welches allein schon durch den Begriff "Megatrend"
verdeutlicht, dass es hier um die großen Linien der Zukunft geht. Es sind die
langfristigen "Treiber" des Weltgeschehens, welche mit langsamer
Geschwindigkeit und dafür um so größerer Energie Entwicklungslinien
festzurren und umzusetzen vermögen.
Fundiert und sorgfältig strukturiert baut Horx in diesem Sinne sein Buch auf,
auf seinem Weg, "beschreibbare Kräfte auszumachen, die die Welt
vorantreiben und in eine bestimmte Richtung verändern". Dies, nachdem er
im ersten Teil des Buches zunächst in das Thema einführt und verdeutlicht,
dass "Kontinuität" und "Innovation" in einem deutlichen
Spannungsverhältnis stehen und ebenso in der Evolution selber als auch in der
Entwicklung des Wirtschaftslebens beides in dieser Spannung aufeinandertrifft.
Erst aus dieser Spannung heraus geschieht letztendlich "Entwicklung".
Nicht nur, dass sich biologische eine "Auslese" festmachen lässt,
auch wirtschaftlich werden selbst Riesenkonzerne zu einem gewissen Prozentsatz
"pulverisiert" um Platz zu schaffen für Innovationen. Ein
"Determinismus", so beruhigend es auch wäre, Dinge logisch ableiten
zu können, ist nicht die treibende Kraft der Evolution. "Irrtümer"
sind es viel eher, die jene evolutionäre Kraft darstellen, welche Entwicklungen
erst freisetzt. Ganz hervorragend bildet Horx hier Grunderkenntnisse der
Biologie ab und "übersetzt" diese in eine Betrachtung der Wirtschaft
und des soziokulturellen Miteinanders, die einsichtig und stichhaltig zu
überzeugen vermag.
Und es sind im Weiteren die "großen Linien", die
"Megatrends". Globalisierung zu Beispiel, in der sich ein
"blinder Prozess der Selbstkoordination" abspielt. Ein solch komplex
vernetzter Vorgang, dass nicht nur eine Steuerung, selbst ein echtes Verstehen
desselben noch weit in den Sternen steht, ein Vorgang aber, der als ungeheuer
kraftvoller Motor einen Rahmen eben für jenes "Versuch und Irrtum"
eines evolutionären Prozesses vorgibt, der die Zukunft stark beeinflussen wird.
Ebenso wie der Megatrend "Frauen" (vielfach in Deutschland bereits zu
sehen im Feld der Bildung). Aktuelle, durchaus schon sichtbare Megatrends werden
benannt, denen Horx einen Ausblick auf kommende Megatrends folgen lässt, die
eher noch erst zu ahnen sind. Eine "kreative Zerstörung" durch den
Kapitalismus wird so zur Bedingung eines Sozialkontraktes werden können, der in
die Zukunft weist. Eine allgemeine "Knappheit" wird im Raum stehen an
Ressourcen dessen, was zu einem "besseren Leben" befähigt. Horx nennt
unter anderem hier die kommende "Sättigung der Märkte" oder
Knappheit an Energie. Knappheiten, die wiederum kreativ Neues hervorbringen
können wie ein neues soziales Verständnis, eine Entwicklung hin zur
Kooperation.
Letztlich plädiert Horx völlig einsichtig und folgerichtig für eine
"Training der Wandlungsfähigkeit" und eine "Stärkung der
Selbstkompetenz", vor allem für ein Verlassen jedweder dogmatischer
und/oder ängstlicher "Tunnelblicke" (er nennt dies das "eherne
Gehäuse der Hörigkeit", vor allem dem Fundament des
"Lohnarbeitsverhältnisses" gegenüber).
So fasst Horx letztlich das "System Megatrend" in, am Ende des Buches,
gründlich und plakativ erläuterte Begriffe zusammen. Komplexität, Vielfalt,
Wandel und Stagnation, Teilung und Verbindung und auch Krise. Elemente, die in
Form einer "Synthese" und nicht in Formen "linearer Logik"
oder als "Kausalketten" die Entwicklung des Lebens im Großen und
Kleinen im Rahmen des evolutionären Rahmens bestimmen.
Horx legt eine ruhige, sachliche, im Wesen aber intensive Betrachtung jener
Kräfte vor, welche die Entwicklung des komplexen Systems Mensch und
Gesellschaft bestimmen und die, in Teilen, durchaus prognostizierbar sind. Dabei
enthält das Buch einen durchaus ganz anderen Blick auf die gängigen
Erklärungs- und Arbeitsmodelle gerade der Wirtschaft und Sozialwissenschaften,
die fast revolutionär zu einer anderen und flexiblen Art des Denkens
herausfordern. Das Ganze dargeboten mit vielen praktischen Beispielen und einer
durchaus verständlichen Sprache.
Fazit
Das Buch ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg nach Morgen, gerade angesichts
der "Weltuntergangsstimmung" im Rahmen der Krisen unserer Tage.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 27. November 2011 2011-11-27 13:23:45