Erweiterte und korrigierte zweite Auflage
Seit dem ersten Erscheinen des Buches 2009 hat sich viel getan im Web. In vielen
Einzelheiten, so unter anderem, dass Anwendungen neu sich installieren, ehemals
durchaus verbreitete Anwendungen und Orte im Netz aber ebenso einfach
verschwunden sind.
Dem trägt die nun neue Auflage des Buches von Jan Schmidt Rechnung und
aktualisiert seinen Darlegungen aus dem Jahre 2009. Auf dem neusten Stand wendet
sich das Buch den Merkmalen, Praktiken und Folgen des Web 2.0 zu. Weiterhin, wie
in der ersten Auflage, legt Jan Schmidt fundiert und einsichtig dar, wie sehr
und wie weit das Internet in den letzten Jahren mit der Gesellschaft
zusammengewachsen ist und sich ebenso eng mit Formen sozialer Organisation
verbunden hat. So dass das Internet eine Form von "vernetzter
Individualität" und "vernetzter Öffentlichkeit" zugleich
darstellt. Eine Vernetzung natürlich mit Folgen. Zu Recht betont Schmidt dabei,
dass hier letztlich weniger die "Technik" des Net im Vordergrund
steht, denn diese Technik wird ja von Menschen benutzt und in ihre Lebenswelt
eingebunden. Das Internet 2.0 bildet somit, das ist die Grundannahme des Buches,
zutiefst soziale Prozesse ab. So ist es folgerichtig, dass Schmidt den Begriff
"Social Web" der verbreiteten Bezeichnung "Web 2.0"
eindeutig vorzieht.
Im Aufbau des Buches begründet Schmidt zunächst diese Begriffswahl, beschreibt
die grundlegenden Phänomene des Social Web und zeigt aktuelle, empirische
Befunde zur Nutzung und Verbreitung der wichtigsten Anwendungsgattungen auf. In
eine erste auswertende Tiefe dringt Schmidt im Folgenden vor, wenn er die
Nutzungspraktiken des Social Web aus einer kommunikationssoziologischen
Perspektive heraus untersucht (und betont hier unter anderem auch den
"Aufforderungscharakter" der Interaktion im Netz).
Herausgearbeitet werden sodann die drei wesentlichen "Praktiken" der
Nutzung des Internet. Identitätsmanagement, Beziehungsmanagement und
Informationsmanagement.
Nach diesen grundlegenden Setzungen zieht Schmidt im zweiten Teil des Buches die
Folgerungen aus der so erhobenen und differenziert dargestellten Betrachtung des
Stauts Quo von Technik und Nutzung des Social Net. Folgen, die tatsächlich das
Verständnis von den Grenzen zwischen "Privat" und
"Öffentlich" in der modernen Gesellschaft verändern (nicht nur, wie
durchaus bekannt, mit positiven Folgen für jene, die zuviel "Privat"
in die "Öffentlichkeit" des Internet setzten). Zudem legt Schmidt
eine konkrete Auswertung dieser Nutzungsweisen und sozialen
Veränderungsprozesse für den Bereich der "professionell bearbeiteten
Öffentlichkeit" (hier zentral für den Journalismus und die politische
Kommunikation) vor. Ein Feld, in dem eine Angleichung an moderne
Kommunikationsformen langsam mehr und mehr Eingang findet.
Mit einem Blick auf zwei konkrete Anwendungsbereiche modernen
Informationsmanagements im Net (Tagging und Wikipedie) rundet Schmidt seine
Einlassungen ab.
Zusammenfassend stellt Schmidt als Ergebnis fest, dass das Social Net keine
"Revolution" im eigentlichen Sinne darstellt, sondern sich eher aus
sich selbst heraus in die sozialen Bereiche "hinein entwickelt" hat
und einen "technischen Rahmen" zur Verfügung stellt, der nun
allerdings intensiv individuell ausgeformt wird und damit die technischen
Hürden für das persönliche Management auf individueller, sozialer und
informativer Basis senkt.
Fazit
Jan Schmidt legt mit dem Buch eine differenzierte und fundierte, manches Mal
sprachlich nicht einfach zu erfassende, Betrachtung vor allem der Nutzung des
Social Web und der Folgen dieser Nutzung vor und zeigt auf, wie sehr sich das
Internet als technisches Medium mit dem individuellen, dann aber auch
gesellschaftlichen und politischen Leben bereits verzahnt hat. Eine Verzahnung,
die jedem Nutzer sicherlich intuitiv deutlich ist, die aber in dieser
Darstellung gerade auch die Folgen für die professionelle Arbeit in und mit dem
Internet Impulse zu geben vermag. Für die professionelle Arbeit mit der Nutzung
und Vernetzung des Social Web ist das Buch durchaus erhellend und zu empfehlen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 22. November 2011 2011-11-22 11:48:06