Wegmarken für eine erfolgreiche Energiewende
Als ein geglücktes Aufeinandertreffen kann man dieses Buch durchaus bezeichnen.
Ein Buch, dass nicht anderes abbildet als einen ausführlichen Dialog zweier
Personen, die in verschiedener Weise Kompetenz und Ansehen mit in dieses Buch
einbringen.
Der eine, als Politiker gestartet, Minister für Umwelt und Reaktorsicherheit,
Leiter des Umweltprogramms der vereinten Nationen und nun Direktor des IASS und
Vorsitzender der Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung. Jahrgang
1938, somit auch einer, der im Lauf der Jahre eine auch energiepolitisch
persönliche Entwicklung vollzogen hat (in dieser Frage aus einer noch ganz
anderen Zeit stammend), der sich als kompetent erweisen hat für Reaktor- und
Umweltfragen und, vor allem einer, der tatsächlich im oft lauten Getöse der
vielen Meinungen etwas zu sagen hat.
Und der andere, einem breiten Fernsehpublikum durch seine bei weitem nicht nur
unterhaltsame, sondern vor allem fundierte Wissensweitergabe bekannt. Physiker
mit späterer Mitarbeit in der Nuklearforschung, am Cern und am
Forschungszentrum Jülich. 1959 geboren, mithin ein Vertreter der jungen,
bereits "atomkritisch" geprägten Generation.
Beide setzen sich auf den knapp 230 Seiten des Buches im Dialog intensiv und
einander eng zugewandt auseinander mit einer der Kernfragen der Zukunft des
Planeten und der Menschheit. "Wie kann man das verhindern?", fragt
Töpfer zu Beginn des Gespräches sich, seinen Gesprächspartner und den Leser
gleichermaßen. Eine atomare Katastrophe weltweiten Ausmaßes, wie sie letztlich
durch das Reaktorunglück in Fukushima nun im Raume steht.
Was braucht es, damit ein sicherer, schneller und nachhaltiger Wandel in der
ebenso Kernfrage der Menschheit, der Energiefrage, gelingt und das Atomzeitalter
sicher beendet werden kann. Ein Wandel, den übrigens Töpfer selbst (durchaus
selbstkritisch) in seiner Notwendigkeit auch sich auf die Fahnen nun schriebt,
nachdem er zu Zeiten als Minister der Bundesregierung die Atomenergie durchaus
mit vorangetrieben hat. Ein Wandel, der bei Töpfer spürbar angekommen ist und
der einen tiefen gesellschaftlichen Wandel ebenso voraussetzt wie auch mit sich
bringen wird. Und das weltweit. Ein Horizont, in dem längst noch nicht die
"Zeichen der Zeit" allgemein erkannt worden ist. An anderen Orten ist
ein Atomausstieg noch lange nicht mehrheitsfähig.
Nicht nur bei einem Postulat aber verbleibt dieses Buch. Praktische
Möglichkeiten werden intensiv erörtert und dies nicht nur plakativ, sondern en
Detail, so dass der Leser im Verlauf der Lektüre einen durchaus breiten
Einblick in bestehende alternative Energien, deren Technik und deren
Einsatzmöglichkeiten im Energiewandel erhält.
Eine ebenso gute Ergänzung bieten beide Gesprächspartner auch in den
persönlichen Stärken, die sie einbringen. Die Fachkenntnis Yogeshwars, die er
in durchaus auch drängende und unbequeme Fragen ebenso zu kleiden vermag, wie
in sachkundige Erläuterungen, tragen durchaus eine gehörige Portion
Gesellschaftskritik und auch ein Drängen auf zeitnahe Umsetzung in sich.
Der in vielen Konferenzen und in mannigfaltiger Arbeit erfahrene Töpfer nimmt
dies auf und führt dennoch die oft zähe Langsamkeit und komplizierte
politische Konsensfindung ins Feld. Ein Spannungsbogen, der real existiert und
mit dem intensiv gearbeitet werden muss, um reale, politische Veränderungen
dauerhaft zu erreichen, die dann in Verbindung mit einer breiter,
gesellschaftlicher Einsicht und Veränderungsbereitschaft den Weg in eine
bessere Zukunft bahnen können.
Fazit
Dieses kompetente Gespräch, dass weit über technische Einzelfragen
hinausreicht, gehört mit zum Besten, was zum Thema Energiewende und
Energiepolitik, aber auch Grenzen und Möglichkeiten der Gesellschaft zur Zeit
auf dem Markt zu finden ist und lässt den Leser sachkundiger und mit einem
deutlichen Wissen um zukünftige, auch persönliche, Notwendigkeiten zurück als
vor der Lektüre.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 17. November 2011 2011-11-17 15:22:49