Als Henrik Petterson im Zug nach Stockholm ein Handy findet, steckt er es ein,
um es zu Geld zu machen. Immer wieder erscheint auf dem Display die Frage:
"WANNA PLAY A GAME?" Zunächst hält Henrik es für einen Scherz, doch
schließlich drückt er auf "YES". Schritt für Schritt folgt er den
Spielanweisungen, die auf dem Display erscheinen. Das ganze verspricht ein
Riesenspaß zu werden, zumal Henrik mit dem Spiel auch noch Geld verdienen kann.
Jeder Auftrag zieht eine Belohnung nach sich und jeder Erfolg wird in einer
Highscoreliste mit entsprechenden Bewertungen gefeiert. Bewertungen nach denen
Henrik, der sein Leben nicht wirklich auf die Reihe bekommt, sehr schnell
süchtig wird. Doch plötzlich läuft das Spiel aus dem Ruder. Nach einem
spektakulären Auftrag wird Henrik von der Polizei geschnappt. Entgegen der
Regel niemandem von dem Spiel zu erzählen gesteht Henrik alles - und löst eine
Lawine aus. Plötzlich ist er wieder im Spiel, doch der Einsatz ist jetzt
besonders hoch - nämlich sein eigenes Leben!
Anders de la Motte ist Sicherheitschef eines Technologie-Unternehmens und hat
mit "Game" sein Romandebüt vorgelegt. Ein Debüt, dass von der
Schwedischen Krimiakademie als Bestes Krimidebüt im Jahr 2010 ausgezeichnet
wurde. Eine Ehrung, die völlig zu Recht ausgesprochen wurde.
Ähnlich wie der Brite Simon Kernick zieht Anders de la Motte den Leser sofort
in die Handlung hinein. Es gibt keine Aufwärmphase. Mit dem Fund des Handys
beginnt nicht nur für Henrik Petterson ein Strudel aus unglaublichen
Ereignissen. Auch der Leser hängt gebannt an den Buchseiten und taucht Stück
für Stück in die Welt eines ungewöhnlichen Alternate Reality Games ein. Um
die Spannung weiter anzuheizen, hat der Autor noch eine zweite Hauptfigur
geschaffen: Rebecca Normén ist Personenschützerin und trägt ein dunkles
Familiengeheimnis mit sich herum. Wie diese beiden Figuren zusammengehören sei
hier nicht verraten, da der Roman gerade in der ersten Hälfte einen Großteil
seiner Spannung auch aus dieser Frage zieht. Mit hervorragend gesetzten
Cliffhangern wechselt Anders de la Motte die Szenen und zwingt den Leser dadurch
zum Weiter lesen.
Mit Henrik Petterson hat der Autor einen sympathischen Antihelden geschaffen,
der durchaus die Handlung stemmen kann. Immer wieder lässt er seine Figur ein
paar englische Filmzitate oder Aussprüche sagen, die im Verlauf des Romans ein
wenig nerven. Gerade zum Schluss treten sie etwas gehäuft auf.
Großer Pluspunkt ist die Tatsache, dass die Handlung niemals langweilig wird.
Ich habe bisher wenige Debütromane gelesen, die über die gesamte Romanlänge
die Spannung so ausgezeichnet am Kochen halten. Überaus interessant gelingt es
Anders de la Motte Themen wie Cyberkriminalität oder Terrorismus in seine
Geschichte einzubinden. Sicher, strenge Kritiker werden den einen oder anderen
Makel finden, doch letztlich ist "Game" kein Sachbuch, sondern ein
Thriller und soll unterhalten. Und das macht der Roman ganz ausgezeichnet.
Fazit
Mit "Game" legt der Schwede Anders de la Motte ein hochspannendes
Debüt vor. Gerade die ersten 250 Seiten lesen sich wie im Flug weg. Schön ist,
dass diesem Debüt auch zum Ende nicht die Luft ausgeht. Wer nicht unbedingt
einen literarisch höchstanspruchsvollen Thriller sucht, kann bei diesem Roman
nichts falsch machen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 21. Oktober 2011 2011-10-21 21:17:48