An
Fiona. Den Toten
verpflichtet schließt nahtlos der zweite Band mit der walisischen
Ermittlerin Fiona Griffiths an, der ebenfalls im Jahr 2010 spielt. Auch wenn
inzwischen der kriminelle Polizist Penry zu einer Gefängnisstrafe verurteilt
wurde, observiert Fiona das Netzwerk seiner Unterstützer weiter, um
Verbindungen zwischen Politik, Wirtschaft und Polizei nachweisen zu können. Im
aktuellen Fall werden bei einer Haushaltsauflösung Leichenteile einer Toten
gefunden, die schon vor 5 Jahren vermisst gemeldet wurde. Die tote Studentin
arbeitete als Stripperin in einer Bar. Fiona muss feststellen, dass ihr Vater
als Clubbesitzer viel zu viel über das Stadtviertel weiß, in dem die
Leichenteile gefunden wurden, um seine Tochter nicht als befangen in
Schwierigkeiten zu bringen. Als auch von einem aktuell getöteten Mann
Leichenteile auftauchen, suchen die Ermittler eine Verbindung zwischen beiden
Opfern. Der tote Werkstoffkundler war besonders im Nahen Osten hervorragend
vernetzt und hatte Kenntnisse, die im Drogen- und auch im Waffenhandel
gesucht sind. (Die Anregung zu diesem Setting fand Harry Bingham in aktuellen
Ereignissen, wie er im Nachwort schreibt.)
Fionas Stärke ist das geduldige Auflisten und Vergleichen von Belegen, so dass
ihr sicher keine private oder geschäftliche Verbindung des ermordeten Ali
Khalifi entgehen wird. Da Fiona anderen meist einen Schritt voraus ist und
bereits ermittelt, ehe ihre Chefin Watkins sie dazu beauftragt hat, sind gewisse
Korrekturen nötig, bis am Ende die Berichte passen und Watkins annehmen kann,
dass sie die Fäden in ihrer Abteilung in der Hand hält. Theoretisch wird unter
Watkins im Team ermittelt, praktisch sind es jedoch zu oft für Watkins
seelisches Gleichgewicht Fionas Alleingänge, die die Ermittlungen vorantreiben.
Zur Auflösung beider Fälle führt am Ende Fionas häufig nervtötende
Akribie.
Fionas sehr spezielles Verhalten rückt ihre psychische Erkrankung weiter in den
Mittelpunkt, mit der ihr Kollege und Geliebter Buzz eine Engelsgeduld zu haben
scheint. Ihre Alleingänge im Fall Khalifi triggern jedenfalls Seiten an ihr,
für die sie ihr Antipsychotikum stets in der Nähe haben sollte. Fiona über
Fiona: "Meine Sinne funktionieren, aber deren Chefetage hat
Urlaub."
In einem weiteren, ausführlich gehaltenen Handlungsstrang, ermittelt Fiona
Details ihrer eigenen Herkunft, die ihr bisher stets Angst machten. Je mehr
Einblick sie in das halbkriminelle Milieu erhält, in dem ihr Vater sich wie ein
Fisch im Wasser bewegt, umso weniger will Fiona glauben, dass sie als Kleinkind
einfach im Auto ihres Vaters ausgesetzt wurde. Und je länger sie sich nach
einer schweren psychischen Erkrankung in ihrer Jugend heute mit deren Ursachen
befasst, umso wahrscheinlicher werden traumatische Ereignisse vor ihrer
Adoption.
1. Band:
Fiona. Den Toten
verpflichtet
3. Band:
Fiona. Als ich tot
war
Fazit
Als Icherzählerin geht Fiona mit einer gehörigen Portion Selbstironie mit
ihrer schweren psychischen Erkrankung um. Zu den Opfern von Verbrechen scheint
sie einen besonderen Draht zu haben und will unbedingt erreichen, dass die Toten
in Frieden ruhen können, nachdem die Täter gefasst sind. Kein Krimineller im
Raum Cardiff sollte sich Fiona zum Feind machen, auch wenn man als Leser im
aktuellen Fall lange annehmen muss, dass die Bösen stets den längeren Arm
haben. Auf Fionas weiteres Schicksal bin ich gespannt!
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 30. Juli 2018 2018-07-30 08:31:13