Ein Leben wie ein prall gefüllter Roman
Wenn man das Buch liest und nicht wüsste, das hier eine Biographie vorliegt,
man würde es nicht glauben in dieser Abfolge von Sportkarriere, Krieg, brutaler
und nachwirkender Gefangenschaft, Absturz, Bekehrung und gefülltem, intensivem
und sinnhaftem Leben.
Von einem der Bilder im ersten Teil des Buches, auf dem Louies Zamperini als
eine junge Laufhoffnung für Olympia trainiert bis hin zu einem der letzten
Bilder des Buches, auf dem der über 80 jährige Louies auf einem Skateboard
munter daherrollt. Dort schon fast nach seinem "dritten" Leben als
Gründer und Leiter eines Jugendcamps für schwererziehbare Jugendliche. Wie er
selber einmal eines war.
Jener Louies, der als ungebärdetes Kind und Jugendlicher seine Eltern (und
seinen ganzen Herkunftsort Torrance) zur Verzweiflung brachte. Nicht mit eher
harmlosen Streichen eines Michels aus Lönneberga, sondern mit einem Verhalten,
dass einem Gang-Mitglied aus den dunkelsten Ecken bundesdeutscher Großstädte
oder amerikanischer Ghettos bestens zu Gesichte stehen würde. Ein
"zorniger Außenseiter", dessen Eltern ein übers andere Mal
regelmäßigen Besuch von der Polizei hatte. Die ihn aber, wie auch sonst
niemand, je in den Griff bekamen zu jener Zeit.
Einer, der dann aber durch die konsequente Kraft seines älteren Bruders zum
Laufen kam, 1936 an der Olympiade in Berlin teilnahm, Hitler persönlich die
Hand schüttelte, am Reichstag eine Flagge stahl. Einer, der später im Krieg
als Teil einer Bombercrew abgeschossen wurde, fast im Schlauchboot verreckte und
Unsägliches in japanischer Gefangenschaft erlebte. Traumatisiert von
Brutalität, ohnmächtig mit ansehend, wie Kameraden starben und wie Tiere
verscharrt wurden, einer, der nach der Notlandung auf dem Ozean fast schon
gestorben war und dort ein echtes Gelübde ablegte (was er umgehend erst einmal
wieder vergaß).
Dieser Teil der Odyssee des einstigen "Huckleberry Finn aus Torrance"
und Weltklasse Meilenläufers in japanischer Gefangenschaft im Übrigen nimmt
den größten Teil der prall gefüllten 470 Seiten ein. Was einerseits auch
keiner Zeile weniger bedarf, um den Leser mit hinein zu nehmen in das nackte
Grauen, dass Louies zu überstehen hatte (und nur mit Glück überstand).
Dennoch bedauerlich, den ebenso die Kindheit und Jugend, die Sportlerkarriere,
vor allem aber die Jahre und Zeiten nach dem Krieg und der spätere Lebensweg
des "jugendlichen Greises" hätten fast noch mehr an Umfang vertragen
können (ohne dabei anderes zu kürzen), in solcher Faszination verharrt man
lesend vor diesem Leben, das seinen größten Sieg letztendlich innerlich über
sich selbst errungen hat.
Louies, der nach dem Krieg traumatisiert abstürzte, der fast seine Frau
erwürgte im Albtraum, der sein Kind besinnungslos schüttelte im Rausch
(Alkohol war über Jahre sein bester Freund) und der dann, wie im unsäglichsten
Kitschfilm, hier aber tief berührend, tatsächlich auf einer Evangelisation
durch Billy Graham persönlich ein echte, innere "Rettung" fand und
von da an sein Versprechen damals im Pazifik nicht mehr aus dem Sinn verlor. Und
der heute, 94jährig und hochgeehrt (er hatte teilweise gar nicht genug Zeit,
alle die Ehrungen entgegen zu nehmen, die ihm entgegenkamen), immer noch als
Christ, erfüllt von Freude und seinen Peinigern der Gefangenschaft verzeihend
sein Leben lebt.
In eher dokumentarischem Stil (und dennoch spürbar mit Herz) gelingt es Laura
Hillenbrand, dieses faszinierende und immens gefüllte Leben des Louies
Zamperiti minutiös nachzuvollziehen. Gelungen ist auch die Zufügung von
illustrierenden Bildern, die nicht, wie oft üblich, gesammelt in der Mitte des
Buches vorliegen, sondern den Text durchweg begleiten.
Fazit
Unbeugsam ist ein wichtiges Buch. Nicht nur eine faszinierende und teils
wunderhafte Lebensgeschichte. Sondern wichtig, um zu zeigen, was ein Leben sein
kann, was einen Menschen in vielfachen Lebenswendungen ausmachen kann und wie
immer wieder zwar das Leben gebeugt wird, der Mensch aber letztendlich nicht
zerbricht. Berührend, intensiv, gefüllt voller Hoffnung für das Leben. Ein
Buch, in dessen Dienst sich die Autorin in bester Weise gestellt hat und das man
so schnell nicht aus der Hand legen wird (und das für lange Zeit nachwirkt).
Ein Buch, das selbst säkularen Menschen jenen stereotypen Satz des Predigers
Grahams nahebringt und mit Leben zu füllen vermag, den Graham immer am Ende
seiner Predigt sagte: "Jedes Haupt neige sich, jedes Auge schließe
sich". Bei Louie Zamperiti weiß man nun, warum das ein wichtiger Aufruf
war und bei weitem keine reine fromme Floskel.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 14. Oktober 2011 2011-10-14 13:55:17