Wie sooft in meinem Leben, kaufe ich Bücher einfach nur dem Einband wegen und
ich muss sagen, ich bin noch nie damit auf die Nase gefallen. So auch mit
"Die Bücherdiebin". Hier waren es aber dreierlei, erstens das
äußerst ansprechende Cover, reduziert aber es erzählt bereits eine Geschichte
und dann der Titel. Dieser muss jeden, der Bücher liebt, neugierig machen.
Reflexartig blättere ich durch das Buch und mir fällt die ungewöhnliche
Kapiteleinteilung und Textanordnung auf. Es folgt keiner typischen Druckweise,
es ändert die Schrift UND es hat Zeichnungen!
Zusaks Roman ist einfach ein weicher Lesegenuss. Ich hab mich in seiner sanften
und liebenswürdigen Sprache verloren (die Übersetzung ist sehr gelungen, wie
auch Zusaks Vater festgestellt hat!).
Liesel Memminger kommt als Pflegekind zu Rosa und Hans Hubermann nach Molching
bei Berlin, im Jahre 1939. Sie ist 9 Jahre alt, hat ihren Bruder im Zug sterben
sehen und verliert ihre Mutter in den Kriegswirren. Aber in Hans findet sie
ihren Vater und in Rosa eine strenge aber gütige Mutter. Ihren ersten Diebstahl
begeht sie in diesen Anfängen, aber sie kann gar nicht lesen. Doch ist sie von
Büchern begeistert. So dass jedes Großkapitel des Romans mit dem Titel eines
ihrer gestohlenen Bücher bezeichnet wird. In Molching lernt sie Rudi kennen und
lieben, doch sein Flehen um einen Kuss von Liesel bleibt unerwidert. Liesel war
schon früh darin geübt zu verlieren. Alles, was sie liebte verlor sie früher
oder später. Aber woran lag es nur? Irgendwann begriff sie es. Es musste an den
Worten Hitlers liegen, an seinen Kampf, daran dass Max, der Jude, den sie bei
sich im Keller versteckten, ihr erklärt, wie dieser ganze Irrsinn begann,
nämlich in WORTEN. In Hitlers Worten. So sehr wie sie ihre Bücher liebte,
begann sie sie irgendwann dafür zu hassen, dass Worte, die sie begeisterten,
auch in der Lage waren, ihr alles zu nehmen. Hans, ihr Papa, war
außergewöhnlicher Mensch, er ruhte nicht nur Tagelang nächtens an ihrem Bett,
wenn Alpträume sie erweckten, er brachte ihr das Lesen bei und lehrte ihr
Zivilcourage, aber auch die Zunge zu halten und mitzumaschieren.
Erzählt wird Liesels Geschichte vom Tod, dieser ist aber nicht, wie wir uns
vorstellen, oder wie der Einband uns glauben lässt, schwarz-herzig und
leichenhungrig, nein, eigentlich ist er seiner Arbeit, Seelen aufzulesen,
überdrüssig, besonders wenn es Kinder sind. Er fährt mit uns, während wir
Liesel begleiten, auch andere Schauplätze, die der WK II hervorgebracht hat, an
all die Seelenhaufen, die er bereinigen muss.
Fazit
"Die Bücherdiebin" ist zärtlich, kindlich, wahrhaftig und nah.
Einfach ein bewegendes Buch voller Liebe für Bücher, Familie und Freundschaft.
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
[Profil]
veröffentlicht am 02. Oktober 2011 2011-10-02 14:46:41