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Felix zu Löwenstein: Food Crash

Food Crash

von Felix zu Löwenstein
Verlag: Pattloch [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-629-02300-1

Preis: 19,99 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. November 2024]
Intensivierung der ökologischen Landwirtschaft als Ausweg

Im bisherigen, allgemeinen Denken, stehen sich zwei Ansätze zur Agrarkultur und damit zur aktuellen und zukünftigen Ernährung der Welt scheinbar gegenüber.

Auf der einen Seite die industrialisierte Nahrungserzeugung, welche durch Intensivierung, Gentechnik, maximales Düngen und alle andern Arten von "Mehr-Erzeugung" den Königsweg zur Ernährung der stetig wachsenden Weltbevölkerung sieht und zum anderen jene "Inseln der Glückseligen" (vor allem der Reichen), welche sich der ökologischen Landwirtschaft zuwenden um die Sicherheit möglichst natur belassener Lebensmittel für sich in Anspruch nehmen zu können. Argumentativ schwingt hierbei immer mit, dass der ökologische Ansatz aufgrund seines höheren Aufwandes für eher weniger Ertrag zum einen immer wesentlich teuer im Produkt nachher ist, als rationell erwirtschaftet Lebensmittel (eben nur für reichere Menschen geeignet), vor allem aber (und dies ist das eigentliche Argument für eine industrialisierte Nahrungserzeugung), wäre die biologisch-ökologische Erzeugung von Nahrungsmitteln gar nicht in der Lage, Nahrung für zur Zeit 7 Milliarden Menschen in ausreichender Menge zu produzieren.

Sachlich ist das Beachtenswerte am Buch von Felix zu Löwenstein (der durchaus weitreichende Erfahrungen im Feld der biologischen Landwirtschaft besitzt) ist seine Zuwendung zu genau diesem Argument. Unter der steilen These des Untertitels, dass in Zukunft entweder ökologisch Nahrungsmittel erzeugt werden oder gar nicht mehr, legt er ein hochinteressantes Kapitel über "Ökologische Intensivierung" vor. Fundiert und nachvollziehbar nutzt er hier den Begriff "Intensivierung", der bisher nur in Bezug auf intensiv und chemiebasierte Landwirtschaft als feststehender Begriff im Raume steht und zeigt Wege auf, die ökologisch-biologische Landwirtschaft strategisch und gezielt zu in benötigter Menge auszuweiten.

Natürlich verbleibt zu Löwenstein nicht bei einfachen Postulaten, sondern arbeitet minutiös heraus, welche politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen entfaltet werden müssen, damit eine Sicherstellung der Ernährung der Welt unter Berücksichtigung biologisch-ökologischen Wirtschaftens in der Landwirtschaft gelingen kann. Rahmenbedingungen, die bereits vor der eigentlichen Arbeit beginnen, nämlich mit dem Vorverkauf der zukünftigen Ernte. Und damit einhergehend auch mit Monokulturen, die hohen Einfluss auf bestehende und zukünftige Nahrungsmittelknappheiten haben ("Ethanol vom Acker" wird hier noch einmal eindrücklich Als Fehlentwicklung vor Augen gestellt). Über die Qualität industrieller Lebensmittel ist bereits vielfach geschrieben worden, das "Schnitzel aus der Tierfabrik" schockiert daher nicht mehr sonderlich, zeigt aber ebenfalls in der Argumentationskette zu Löwensteins auf, das ein Umsteuern im großen Stil bereits überfällig ist. Ebenso wichtig für zu Löwensteins Ansatz ist die Beschäftigung mit der Tatsache, dass 50% der Lebensmittel in ihrer Herstellungskette bis dann zum Endverbraucher und zudem von diesem dann als letztes Glied der Kette einfach entsorgt werden, somit 200% an Nahrungsmitteln weltweit erstellt werden für die 100%, die tatsächlich genutzt (gegessen) werden.

Unter Auswertung ernstzunehmender Studien und unter Betrachtung der letztlich eher "Misswirtschaft" zu nennenden aktuellen Form der Lebensmittelerzeugung gelingt es zu Löwenstein sodann, nachhaltig nachzuweisen, dass eine Umstellung auf Formen des biologischen Anbaus mitsamt eines Welthandels der Lebensmittel tatsächlich zum einen für genügend Nahrungsmittel sorgen könnte und zum zweiten nur auf diesem Weg eine "Ernährungssouveränität" ermöglicht werden könnte, die auch Verwerfungen an den Spekulationsmärkten den Boden entziehen würde.
Fazit
Fundiert und mit Kompetenz legt Felix zu Löwenstein nicht nur eine mögliche alternative zur aktuellen Lage im Blick auf die Erzeugung von Lebensmitteln vor, sondern legt ebenso fehlgeleitete Rahmenbedingungen offen und zeigt letztlich einfach, wie es besser (und gesünder) gehen könnte, ohne das Mangel an der Tagsordnung wäre oder die Preise für die Ernährung ins Utopische hin sich entwickeln würden. Höchst lesens- und bedenkenswert und in Teilen durchaus auch gegenwärtig schon für den Verbraucher umsetzbar.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 25. September 2011

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