Schicksalsbriefe.
Rob und Claire leben in London, sind glücklich verheiratet und freuen sich
gemeinsam auf ihr Kind, das Claire in wenigen Monaten erwartet. Ein Unfall, bei
dem Rob durch eine Verspätung nicht zugegen ist, lässt Claire den kleinen
Sohn, der Oliver heissen sollte, verlieren. Von diesem Moment an verändert sich
das Leben der beiden Liebenden. Claire gibt Rob die Schuld an diesem Unglück,
zieht sich mehr und mehr zurück, verharrt erst in Gleichgültigkeit und dann in
Ablehnung.
Durch den Nachlass von Robs Großmutter Elisabeth gerät ein Päckchen in
Claires Hände, das ein Foto der beiden Freundinnen Elisabeth und Daisy sowie
ein Bündel Briefe aus den Jahren 42/43 enthält. Sie sind an Elisabeth
gerichtet und kommen von Daisy, die damals im vom Krieg erschütterten London
lebte. Jeden Monat, so geht aus ihren Berichten hervor, wird ein Gemälde, das
man bisher vor den Feinden versteckt hielt, zurückgebracht in die
Nationalgalerie, um den Menschen Hoffnung zu machen.
Durch diese Briefe nimmt Claire teil an Daisys Leben. Die Schilderungen ihrer
Wünsche, Hoffnungen, Empfindungen und Begegnungen sind den ihren so ähnlich,
die Eindrücke, welche die alten Kunstwerke bei ihnen hinterlassen, so
überwältigend stark, wie Claire es nie für möglich gehalten hätte. Jeden
Monat eilt sie in die Galerie, um ein im Brief angekündigtes Bild zu betrachten
und Elisabeths Brief dazu zu lesen. Die Liebe in verlockender, neuer Form als
auch in wunderbarer Vertrautheit begegnet beiden Frauen gleichermaßen in ihrer
jeweiligen Zeit. Beide treffen eine wichtige Entscheidung, die ihnen das Herz
diktiert, und Claires Seele gesundet. Nähe wird wieder ein Bedürfnis für sie
und Liebe ein Geschenk.
Fazit
Camilla Macpherson erzählt in flüssigem, schön gewähltem Stil die Geschichte
zweier Frauen, deren Leben seinen Verlauf in unterschiedlichen Welten nimmt. Sie
versteht es wunderbar, die alten Meister als "Bezugspersonen" mit in
die Darstellungen einzufügen, ja sie teilweise sogar zu Schlüsselfiguren zu
machen, die den Gang des Schicksals begleiten.
Ein gelungener, erster Roman der Schriftstellerin mit liebevoll detailliert
gestaltetem Einband.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 25. September 2011 2011-09-25 12:44:55