Hans Carl Artmann, 1921 in Wien geboren, schreibt seine ersten Gedichte 1945.
1954 unternimmt er seine erste große Reise, sie führt von Belgien nach Holland
über Frankreich bis Italien. In den Jahren 1961 bis 1968 wohnt er in fünf
verschiedenen europäischen Metropolen. Artmann, der Unstete. Artmanns
Kultivertheit und breite Bildung merkt man schon seinem ersten Gedichtband med
ana schwoazzn dintn herau (Wiener Dialektgedichte), 1958, an. Die nächsten vier
Jahrzehnte treffen fast alle Lyrik-Formen in seinem Werk zusammen: Alexandriner,
Haiku, Kinderlied, Satire, Dialektgedicht, Epigramm, Ballade,
Fabeln-Fabelhaftes. Die zahlreichen verwendeten Gedichtformen verwirren nicht,
ebenso wenig die erfundenen und nachempfundenen Sprachen, vielmehr hebt Artmann
den Leser in seine Gedichte hinein, d.h. hoch. Artmann ist
"Dichtersmann", nicht "Künstlermann". Artmann ist sinnlich,
Artmann ist Sprache, Witz, Helligkeit, und Artmann ist Wissen, Methodik,
Moderne. Anders gesagt: man sieht was von der Welt in Artmanns Werk, welches
seinen Anfang am Ende des Zweiten Weltkrieges nimmt, und nach mehreren
unbestrittenen Höhepunkten lyrischen Sprach-könnens seine letzten Züge zur
Jahrtausendwende erhält.
Fazit
Dieser Band verschafft Hartmanns Werk eine etwas länger dauernde Ewigkeit;
neben der chronologisch-thematischen Ordnung (bisher einmalig in der
Bibliografie Artmanns), dem unter den Händen entschwindend schönem Papier, der
Authenzität (Artmann hat diese Ausgabe in die Wege geleitet) überzeugt die
Handlichkeit und der Anspruch, "Sämtliche Werke" Artmanns versammelt
zu haben.
Vorgeschlagen von Paul Niemeyer
[Profil]
veröffentlicht am 10. September 2003 2003-09-10 11:46:39