Ich habe jetzt alle 3 Romane der Beutewelt-Reihe gelesen und bin wirklich
angetan von den Büchern. Die vom Autor entworfene Welt ist dermaßen
realistisch, dass es einem wirklich unheimlich vorkommt. Wie viel Beutewelt ist
heute schon von der Politik umgesetzt worden? Diese Frage stellt man sich nach
der Lektüre der 3 Romane immer wieder. Teil 1 beginnt in der wirklich finsteren
Welt des Jahres 2028, genauer gesagt in Europa-Mitte, einem Verwaltungssektor,
in dem das ehemalige Deutschland aufgegangen ist. Totale Überwachung, der
völlige Verlust der sozialen Sicherheit und eine in sich zerrüttete
Gesellschaft bestimmen den Alltag des Hauptcharakters Frank Kohlhaas. Wir
bewegen uns heute meiner Ansicht nach direkt auf eine solche Gesellschaft zu und
es ist erschreckend, wie zielsicher Merow einige Entwicklungen voraussagt.
Jedenfalls gerät Frank Kohlhaas unglücklich in die Fänge des Weltstaates und
verliert, ungerecht verurteilt, beinahe sein Leben. Sein Leid in der
Gefangenschaft wird mehr als eindringlich geschildert und ist einfach
erschütternd. Nur durch Glück entkommt er der Tortur und flieht nach
Osteuropa. Der gequälte Mann taucht in einem kleinen Dorf namens Ivas unter und
schließt sich einer kleinen Schar Widerstandskämpfer an. Nachdem er erfahren
hat, dass man im Zuge eines kalten, bürokratischen Verfahrens seinen Vater und
seine Schwester liquidiert hat, entschließt er sich zu einer kühnen
Racheaktion. Aber das sollte man wirklich selbst lesen.
In Teil 2 geht Frank nach Japan, um dem dortigen Volk als Kriegsfreiwilliger bei
seinem Freiheitskampf gegen die Weltregierung beizustehen. Sein bester Freund,
Alfred Bäumer, folgt ihm und die beiden geraten in einen Krieg, der an
Intensität, Grausamkeit und Härte kaum noch zu überbieten ist. Teil 2 ist
mein persönlicher Favorit der Reihe - ein geniales und bewegendes Buch.
In Teil 3, "Organisierte Wut", kommt ein neuer Charakter auf: Artur
Tschistokjow. Der Anführer einer politischen Untergrundbewegung in
Weißrussland. Ihm schließen sich Frank und Alfred an und der Kampf geht
spannend weiter.
Fazit
Teil 1 ist psychologisch und politisch sehr gut geschrieben. Teilweise noch
nicht ganz so ausgereift wie der Nachfolger, aber Merow zeigt ohne Zweifel in
diesem Debutroman, dass er Talent zum Schreiben hat. Franks Trip durch die
Holozelle und sein Kampf gegen sein zerschlagenes Selbst, sind einfach nur
mitreißend. Zudem zeigt Kohlhaas, dass er nicht gewillt ist, noch weiter auf
den Knien zu leben und seine Racheaktion gegen den verhassten Gouverneur
Wechsler ist ebenfalls sehr lesenswert.
"Aufstand in der Ferne" gefällt mir aber noch besser, denn hier wird
ein Krieg auf eine Weise beschrieben, die besser und realistischer nicht sein
könnte. Kein Pathos, kein überzogenes Romanheldentum, sondern nur die harte
Wirklichkeit. Weiterhin sind die politischen Hintergründe, die Vorbereitung des
Krieges gegen Japan, mehr als treffend beschrieben. Beutewelt ist die Realität!
Jedenfalls in gewisser Hinsicht.
Vorgeschlagen von Steffen Schneider
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veröffentlicht am 19. Juli 2011 2011-07-19 16:35:53