13 Kriminalautoren aus England, unter anderem Dorothy Sayers, Keyth Chesterton
und Anthony Berkeley, gehörten zu einem Detektivclub (Detection club), der in
den 1930-Jahren sehr bekannt war. Allen Autoren war gemeinsam, dass in ihren
Romanen oder Geschichten ein berühmter Detektiv ein Rätsel lösen musste. So
wurde die Kriminalliteratur um berühmte literarische "Spürnasen" wie
Hercule Poirot, Lord Peter Wimsey, Pater Brown etc. bereichert. Doch allen
diesen Geschichten ist eines gemeinsam: der Autor kennt die Lösung des
jeweiligen "Falles" - insofern gab unterschiedliche "Plots",
die mal besser und mal schlechter gelungen waren. Wie würde es sein, wenn die
Autoren aber selber mit einem Kriminalfall konfrontiert würden, dessen Lösung
sie nicht kennen? Welche Lösungen bieten sie an? Um diese Frage einmal zu
beantworten, wurde folgender Kriminalroman erfunden. Ein Autor beginnt eine
Rahmenhandlung (ein Admiral wird tot in seinem Boot aufgefunden) und die
weiteren 12 Autoren müssen diesen Fall lösen. Jeder musste seine
"Lösung" in einem Briefumschlag "mitliefern". Diese
Vorschläge sind im Anhang abgedruckt. Und kein geringerer als Anthony Berkeley,
der die Tätigkeit dieses "Detection Clubs" in seinem berühmtesten
Kriminalroman aus dem Jahre 1929, "Der Fall mit den Pralinen" selbst
ironisch-witzig dargestellt hatte, liefert eine - zugegebermaßen plausible -
Lösung dieses sich immer verzwickter gebenden Falles.
Nun sind die Kapitel nicht von gleicher Qualität. Agatha Christie
beispielsweise mußte bei diesem Kriminalroman mitwirken, da sie in ihrem
Klassiker: "The murder of Roger Ackroyd" (1926) den Ich-Erzähler zum
Mörder machte. Dies entsprach nicht den Regeln der klassischen englischen
"Häkelschule", die es verbot, den Leser absichtlich irre zu führen.
So ist das von ihr zu "verantwortende" Kapitel von ihr wohl eher als
(lästige) Pflichtaufgabe empfunden worden, was man deutlich bemerkt.
Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Autoren sind also deutlich zu
bemerken. Aber gerade dies - und die Möglichkeit, den Schreibstil und das
logische "Denken" der damaligen Koriphäen des klassischen
Kriminalromans miteinander zu vergleichen, macht den Reiz dieses Buches aus. Die
Nachahmer: "Die allerletzte Fahrt des Admirals" und
"Gipfeltreffen", in denen die heutige Generation der Kriminalautoren
die Vorgehensweise des vorliegenden Werkes wiederholten, sind daher nicht so
originell, witzig und spritzig geraten wie das Original. Es gehört nach wie vor
zu den Klassikern des Genres.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 06. September 2003 2003-09-06 10:25:18