Andreas von Bülow hat in seinem Buch "Die CIA und der 11. September"
plausible Zweifel an dem offiziellen Hergang der Ereignisse um den 11. September
2001 auf 280 Seiten dargelegt. Unter anderem bemängelt von Bülow zu recht,
dass nach rund 2 Jahren noch nicht einmal ein amtlicher Zwischenbericht der
Bush-Administration zu den Ereignissen vorliegt. Hauptvorwurf des Autors, der
selber zwischen 1976 und 1980 parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesverteidigungsministerium und zeitweise Mitglied der parlamentarischen
Kontrollkommission für die Geheimdienste war, ist, dass die 19 Personen, die
die Attentate begangen haben sollen, dies gar nicht hätten tun können und
Osama bin Laden nicht hinter diesen Anschlägen stecken könne, sondern dieses
eine "bewußte Fehlspur" (Zusammenfassung, S. 250) der CIA gewesen
sei. Es sei empörend, dass die Regierung sich weigere, die Hintergründe der
Terrorakte ohne Ansehen der Person aufzuklären. Es spräche einiges dafür,
dass den 19 angeblichen Selbstmordattentätern die Tat in die Schuhe geschoben
worden sei. "Der eigentliche Tathergang war mit Sicherheit anders. Die
Flugzeuge sind mit aller Wahrscheinlichkeit durch Fernsteuerung den Piloten aus
der Handgenommen und in die Türme des World Trade Centers gesteuert
worden." Diese seien kontrolliert gesprengt worden. "Und beide
scheinbar synchron ablaufenden Taten werden über eine breit gelegte Fehlspur
muslimischen Selbstmordattentätern in die Schuhe geschoben, die als Vertreter
der hassenswerten, einer Neuordnung dringend bedürftigen muslimischen
Zivilisation stehen." Bülow glaubt, auch wenn er dies explizit nicht
beweisen kann, der amerikanische Geheimdienst stünde selber hinter den
Anschlägen und verweist auf das Projekt "The New American Century",
an dem maßgebliche Vertreter der Neokonservativen mitgearbeitet haben.
Kernthesen dieses Projektes, welches ich im Internet nachgelesen habe, ist die
Forderung nach einer aggressiveren und nationale Eigeninteressen stärker
betonenden präventiven Außen- und Sicherheitspolitik. Mitargeiter an diesem
Projekt sind u.a. der derzeitige Vizepräsident der USA, Cheney, der
stellvertretende Außenminister Armitage, der Bruder des Präsidenten und
Gouverneur von Florida, Jeb Bush. In diesem Aufsatz ist unter anerem
nachzulesen, dass die erforderliche Umstellung von Rüstung und Streitkräften
"samt der dem Volk aufzuerlegenden Finanzierungslasten nur zögerlich
vorangehen werden. Es sei denn, so klingt ein Hoffnungsschimmer an, ein
Katastrophenereignis trete ein wie seinerzeit der ÜBerfall der japanischen
Streitkräfte auf den ahnungslosen amerikanischen Marinestützpunkt Pearl
Harbor... (Bülow, S. 235)." Wörtlich heißt es in der Fußnote 236:
"some catastrophic and catalyzing event." Da die Quelle auch in
"Spiegel online" publiziert und somit nachlesbar ist, muss leider
gesagt werden: von Bülow hat hier korrekt zitiert.
Soweit, so gut. Aber, und dies ist das unbefriedigende an dem Buch: die - sehr
starken - Anschuldigungen, die es nahelegen, der Bush-Administration eine
Mitschuld an den Ereignissen zu geben (zumindest wird dies von dem Autor
insinuiert), werden - und können bei dem Stand der derzeitigen Quellenlage -
nicht bewiesen. Und hier gilt für mich: wer solche Anschuldigungen, auch mit
dem Mittel der Insinuation, erhebt, muss sie hieb- und stichfest beweisen
können. Und hier hat meines Erachtens der Rezensent von Amazon.de völlig
recht: an diesem Beweis fehlt es. Und dies gilt auch für die Quellen im
Internet oder die Bücher von Mathias Bröckers und Andreas Hauß. Natürlich
kann eingewandt werden: auch der Reichstagsbrand half einer Regierung, ihren
Wahlsieg durchzusetzen, nämlich der nationalsozialistischen Regierung Hitler.
Insofern war sie Nutznießer des Brandes, ob Nazis ihn nun gelegt haben oder
nicht. Genauso argumentieren die Verschwörungstheoretiker: Nutznießer sei der
amerikanische Geheimdienst; ohne stichhaltige Beweise für ihre Thesen
vorzulegen. Und dies ist meiner Meinung nach eindeutig zu wenig; hier müßte
mehr recherchiert werden; erst dann hat ein solches Buch Sinn. Vorher ist es
sicherlich spannend zu lesen; aber doch nur, wie zahlreiche Besprechungen meines
Erachtens zu recht bilanziert haben, eine Ansammlung von unbewiesenen
Spekulationen.
Fazit
Und dazu ist die Angelegenheit - bei aller Plausibilität der angemeldeten
Zweifel an Hergang, Motiven und Tätern der schrecklichen Ereignisse, zu ernst.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 01. September 2003 2003-09-01 23:27:57