Die Zukunft: eine gewaltige Flut hat die Erde unbewohnbar gemacht. Die wenigen
Überlebenden versuchen verzweifelt, die Zivilisation aufrecht zu erhalten. Doch
es wird immer deutlicher, dass es für die Menschheit nur einen Ausweg gibt: die
Suche nach einer zweiten Heimat in den Weiten des Alls... (Klappentext)
Man könnte fast meinen, Stephen Baxter habe sich den angeblichen Maya-Kalender
als Aufhänger genommen, wenn bei ihm im Jahr 2012 die Welt untergeht. Die Erde
wird überflutet, weil aus unbekannten Tiefen der Erde sich Grundwasser in die
Meere drückt und dafür sorgt, dass allerorten der Meeresspiegel steigt. Die
Ozeanografin Thandie Jones hat mit ihrer Voraussage recht. Alles Land versinkt.
Sind zunächst nur die Küsten betroffen, ergeben sich bald entlang der Flüsse
bis ins Landesinnere Probleme. Wer kann, der flieht in die Berge, um dort zu
überleben. Dort sind die Böden karg, eine Landwirtschaft findet nur
eingeschränkt statt, weil immer mehr Menschen sich in die Höhe retten.
Lebensmittelknappheit, Krankheit, Gewaltbereitschaft sind Themen, die die
Gemeinschaft beherrschen. Und allen voran ein Heer entwurzelter Menschen ist
unterwegs wie eine Heuschreckenplage. Die einzige Ordnungskraft ist das
Militär. So wird aus dem Planeten Erde, die zu 70 Prozent aus Wasser bestand,
ein Wasserplanet, dessen Erdanteil auf 10 und weniger Prozent verringert wird.
Damit einhergehend ändert sich die Art des Zusammenlebens und die soziale
Struktur.
Fazit
In den USA (wo sonst) hat man den überlichtschnellen Flug erfunden. Man baut
2025 ein Raumschiff, eine letzte Arche (der Namensgeber), mit der achtzig junge
Männer und Frauen 2042 ins All geschickt werden. Bereits in Die letzte Flut
bestanden mehrere Archen, die für das Überleben einiger weniger Menschen
sorgen sollten. Ziel ist ein Planet, der als Erde II besiedelt werden soll und
der Menschheit ein Überleben garantiert. Der Start gelingt und die neue Heimat
rückt immer näher. Die Technik funktioniert einigermassen, doch das
Zusammenleben ist nicht gegeben. Ähnlich wie in vielen anderen Erzählungen mit
Menschen auf engem Raum, beginnen sich Grüppchen zu bilden und so wird aus der
Science Fiction eine Social Fiction. Diese allerdings nicht so intensiv
beschrieben, wie es in einer reinen Social Fiction der Fall ist. Die Mannschaft
der Arche zerbricht an der Enge und den unterschiedlichen Interessen, die bis
zum Mord an den Kameraden geht. So erreicht der neue Zufluchtsort, Erde II, eine
dezimierte Mannschaft. Der erreichte Planet stellt sich als Unbewohnbar heraus.
Für die Besatzung der Arche stellt sich eine überlebenswichtige Frage. Zurück
zur Erde oder der Weiterflug in eine ungewisse Zukunft? Stephen Baxter greift
das Thema des Untergangs auf, indem er sich eines der vier Elemente an, die ihn
an der Wirklichkeit am Nächsten kommt. Der britische Schriftsteller, Sohn einer
Seefahrernation, kämpft mit dem Wasser. Er lässt nicht nur seine
Protagonisten, sondern auch den Leser alles haarklein durchleben. Was 2012
beginnt und mit dem Start des Raumschiffes 30 Jahre später vorläufig endet,
danach bis zum Jahr 2082 weitergeführt, ist das Lebensalter eines Menschen.
Doch welcher Mensch wird beschrieben? Man kann die Personen x-beliebig
austauschen, sie sind nur ein ganz kleiner Teil, der zufällig überlebte. Hier
lässt er gern seitenlang Gespräche einfliessen, lässt für eine Zeit die
Handlung beiseite, bis er sich entschliesst, den Handlungsstrang zu wechseln um
das Geschehen zu beschleunigen. Menschenmassen sterben in steigenden Fluten und
bleiben, was sie sind, eine gesichtslose und gleichsam tote Masse. Aus dieser
Masse treten einige wenige Personen hervor, lassen den Leser an ihrem
imaginären Leben teilhaben. In seinem episodenhaften Roman lässt der Autor
vieles offen. Der Leser muss sich selbst einiges zusammenreimen. Weil aber die
Handlungen nicht bis zum Ende des Buches abschliessend geklärt werden, bleiben
die Schlussfolgerungen der Leser offen und müssen eine Fortsetzung abwarten.
Stephen Baxter hält die Fäden in jedem Fall in der Hand. Ab und zu sorgt für
Überraschungen, wenn Wendungen eintreten, mit denen der Leser nicht gerechnet
hat. Damit ist Die letzte Arche ein typischer Stephen Baxter, abstrakt aber
nachvollziehbar, ebenso wie Die letzte Flut. Zudem, die Zukunft liegt offen vor
uns. Man muss sie nur zu lesen wissen.
Die letzte Frage, die sich mir als Mensch stellt, ist: Warum soll eine
unwichtige Anzahl der Menschheit überleben?
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 04. Juli 2011 2011-07-04 10:02:31