Die Traummeister von Jo Zybell ist ein phantastischer Fantasy-Roman und erschien
bei Hoffmann und Campe. Der fast 600 Seiten starke Roman wiegt schwer. Aber
schwere Kost ist er nicht. Den Leser erwartet eine vielschichtige, bis in die
Einzelheiten ausgearbeitete Welt, die mit ein paar neuen Ideen und mit einer
spannenden Handlung aufwartet. Hinter allem steckt ein Mythos über die
Entstehung der Welt, dessen Geheimnis nicht gelüftet wird. Auf der ersten Seite
wird beschrieben, "Der Stern schlug ein", als Beginn der Geschichte
dieser Welt. Es bleibt aber offen, ob der Stern ein Komet, ein Raumschiff oder
eine Rakete war, oder vielleicht etwas ganz anderes. Der Leser muss dies als
Beginn der Geschichte hinnehmen oder nicht. Im letzteren Fall hat er nichts
verloren und nichts dazu gewonnen, des es ist für die Erzählung von Jo Zybell
nicht sonderlich wichtig.
Auf der Welt leben nun die Zaoten, jene Wesen, die sich für unsterblich
halten, da sie wesentlich länger leben als die Menschen, die sie die
Flüchtigen nennen. Zu den Zaoten gehören die Luxinen, die in der Lage sind die
vier Elemente Luft, Feuer, Erde, Wasser, zu beherrschen. Ihr Lebensbereich
findet sich auf einer Insel vor der Küste, an der die Menschen siedeln, von
einer fast undurchdringlichen Nebelwand geschützt. Eines Tages tauchen vor der
Inselküste Aysalux die Schiffe der Goldenen auf. Die fremden Krieger sind eine
Bedrohung und entführen einige Luxinen. Algyra, die Tochter der Königin Veda
Venusya, die auch die Chronik in diesem Buch schreibt, macht sich auf die Suche
nach den Vermissten. Vor allem, weil ihr Liebhaber Ombaryon dazu gehört und sie
ihn wieder haben will. Man könnte fast meinen, man habe ihr ihr Spielzeug
gestohlen.
Mit der Erzählerin, die eine Chronik der Geschehnisse verfasst, wir die
Geschichte von Algyra lebendig. Fassungslos, wie die Heldin selbst, sitzt der
leser da und kann nicht verstehen, warum Unsterbliche sterben. Man kann nicht
ganz verstehen, warum die Goldenen angegriffen haben. Wenn man nicht richtig
liest. Die Zweite Meisterin des Reinen Herzens ist auf der einen Seite auf der
Suche nach den Unsterblichen, um sie für etwas gefangen zu nehmen und
einzusetzen, was der Leser, ebenso wie Algyra nicht wissen. Auf der Suche nach
dem eigentlichen Zweiten Meister des Reinen Herzens, der sich von seiner Welt
lossagte und dessen Bewandtnis dazu niemand erkennt, sind viele Traumjäger
unterwegs. Nicht nur auf dem Meer. Mit Algyra, die sich auf die Suche macht,
lernt der Leser die Schönheiten und Schrecken der Traummeister-Welt kennen. Sie
sind Menschen, die ehrenhafte Ziele zu verfolgen, die aber die Mittel um sie
durchzusetzen, falsch anwenden. Die Traummeister oder auch Magier genannten
Personen gehen zudem soweit, ein zweifelhaftes Bündnis einzugehen. Der Zwerg
Ac'man ist ein grausamer und machtgieriger Kerl, der die Menschen seines Reiches
brutal unterdrückt, sein Recht ist DAS Recht. Wer ihm dient, wird mit Drogen,
den sogenannten Rauschpilzen versorgt. Und wer sich gegen ihn stellt, findet
sich durchaus im Magen gefrässiger Bestien wieder.
Algyra befindet sich mit dem Zeitpunkt ihrer Abreise in ständiger Gefahr. Sie
muss sich ständig der Menschen wie auch der Zwerge und Traummeister erwehren.
Dabei bemerkt sie schnell, dass ihre Elementarkräfte nicht immer dazu
ausreichen, sie zu schützen. Manchmal ist es sogar besser, sich auf die Freunde
zu verlassen, die sich ihr unterwegs anschliessen.
Fazit
Jo Zybell stellt seine Heldin Algyra zuerst ein wenig naiv dar. Das einfache
friedliche Leben hat sie sorglos gemacht und auf dem Weg, ihren Geliebten zu
befreien muss sie Schritt für Schritt dazu lernen. Wer meint, er habe hier eine
Geschichte, die sich schlicht und einfach in Gut und Böse trennen lässt, der
sollte einmal genau hinsehen. Viele seiner Figuren können als Lebemänner
bezeichnet werden. Sie singen, komponieren und lieben, saufen und haben
hemmungslos Sex. Doch bei den Zaoten gibt es keine Gewalt. Daher sind sie
hilflos den Goldenen ausgeliefert. Und wenn sie "Böse" agieren, dann
nur, weil sie es können und sich keine Gedanken über ihr Handeln machen.
Deswegen sind sie aber nicht unmoralisch. Sie pflegen nur eine andere Art. Das
Gleiche gilt für die Traummeister, die nur das Beste wollen und sich in den
Mitteln vergreifen. Jo Zybell schreibt so, wie das berühmte Salzburgpanorama
von Johann Michael Sattler gemalt wurde. Man dreht sich um 360 Grad. Und wenn
man am Ausgangspunkt angekommen ist, entdeckt man wieder etwas Neues.
Während ich von seinem Roman, Die Tochter der Goldzeit, ebenfalls bei Hoffmann
und Campe nicht so überzeugt war, ist sein vorliegendes Buch sehr gut geworden.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Roman nächstes Jahr gute Chancen auf den
Deutschen Phantastik Preis hat.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 04. Juli 2011 2011-07-04 09:47:40