"Offensichtlich gibt es nichts Komplizierteres als eine
Partnerschaft", weiß Heide-Ulrike Wendt. In ihrem "Du hast mich
betrogen" wird diese menschlichste Kompliziertheit aus Sicht der Frau, d.
h. der Partnerin geschildert. Im Vordergrund stehen dabei Erlebtes zu Treue und
Untreue. Fast jede der Du-hast-mich-Betrogenen ist Treue ein unverzichtbares
Element in einer Partnerschaft, doch jede wurde betrogen, einige viele Jahre
lang, manche mit der besten Freundin. Diese Frauen dachten in ihrem Mann den
Mann ihres Lebens gefunden zu haben, sie zogen Kinder groß, schufen sich ein
Zuhause, suchten, dass Liebe Glück, Sicherheit, Geborgenheit, Schutz werde, und
"sie glaubten an Liebe, die Untiefen übersteht" (Wendt). Allerdings
ist keiner gelungen, verlorenes Vertrauen wieder zu finden, die 21 Geschichten
der 21 Frauen (zwischen 23 und 61 Jahre jung) enden nicht happy. Grundmuster und
Zusammenhänge sieht Wendt trotzdem nicht, "dieses Buch ist keine
soziologische Studie" es nimmt weder Vollständigkeit noch
Repräsentativität für sich in Anspruch. Aber es bietet einen Querschnitt.
Rey, 23, Studentin, fand "die große Liebe meines Lebens" in Marc;
doch alles wird Tragödie, nach dem Fremdgehen Marcs mit seiner Ex liegt
"ein ständiger Schatten über unserer Beziehung"; beide trennen sich,
Rey sucht "Trost bei einem anderen Mann, der mich auffing. Wenn Marc durch
die Welt vögelte, dann konnte ich das auch"; nach fünf Wochen finden
beide wieder zusammen, nun ist mehr Misstrauen, Hinterfragen, Unglaube da als
Liebe; die Beziehung platzt ein zweites Mal, es gibt eine andere, "Du
kennst sie nicht"; Rey: "Mein Herz ist so vernarbt, dass ich
vielleicht nie wieder Nähe zulassen kann. Ich will geliebt werden, aber die
Liebe macht mich kaputt. Angst vor der Angst". Es lohnt nicht, ein
nächstes Beispiel zu geben; entgegen Wendts Ankündigung parallelisieren die
einzelnen Fälle deutlich miteinander; mal stellt sich der Mann geschickter an,
seine Affären zu tarnen, mal hält die Frau länger zu ihm, mal ist ein Mann
gemeiner, vervögelter, liebloser als der andere, mal die Frau konsequenter,
kühler, kesser als eine andere.
Fazit
Fragen, die dieses Buch neu stellt: Wo hört Sex auf, und wo fängt Liebe an?
Braucht, besser will Liebe Partnerschaft? Kann die Partnerin die Geliebte sein?
Ist ein Leben ohne Partner weniger wert? Ist Liebe Freiheit, oder braucht Liebe
Freiheit? Ist "Trautes Heim, Glück allein" gleich "Trautes Heim,
Mutter und Kind allein"? Fazit: ein bisschen Schmunzeln, ein bisschen
Langeweile beim Lesen; ein ernstes Buch zu einem ständigen Thema.
Vorgeschlagen von Paul Niemeyer
[Profil]
veröffentlicht am 27. August 2003 2003-08-27 13:13:04